AA

Wiener Stadthallenbad: Missglückte Sanierung wird im Gemeinderat diskutiert

Fiasko Wiener Stadthallenbad? Was bei der Sanierung missglückt ist, soll im Gemeinderat diskutiert werden
Fiasko Wiener Stadthallenbad? Was bei der Sanierung missglückt ist, soll im Gemeinderat diskutiert werden ©APA/HERBERT NEUBAUER
Das Fiasko um das Wiener Stadthallenbad geht weiter: Nun wird auch im Gemeinderat, in einer eigenen Sondersitzung, über die missglückte Sanierung diskutiert.
Das Bad nach der Sanierung
FPÖ fordert Rücktritt von Oxonitsch
Herabfallende Fliesen im Stadthallenbad
Undichte Becken?
Kontrollamz bestätigt Fiasko
Budget ausgeschöpft

Auf Antrag der FPÖ findet am Mittwoch, den 5. Dezember im Gemeinderat eine Sondersitzung statt. Dabei soll diskutiert werden, wie die Sanierung des Wiener Stadthallenbades missglücken konnte.

Sanierung des Stadthallenbades schlägt hohe Wellen

Die FPÖ hat einen Antrag gestellt, um die Angelegenheit rund um die Sanierung im Stadthallenbad im Gemeinderat zu diskutieren. “Das Stadthallenbad ist nur ein kleines Mosaiksteinchen in einer langen Reihe an SPÖ-Bauprojekten”, befand FP-Klubchef Johann Gudenus. Wobei zur langen Reihe für die Stadt-Blauen unter anderem auch das Skylink-Baudebakel, die Errichtung des Pratervorplatzes oder die Sanierung der Zentralfeuerwache gehören. Es könne nicht sein, dass in Wien laufend Steuergeld verschwendet und gleichzeitig der Heizkostenzuschuss für Arme gestrichen werde, rügte der FP-Politiker.

Laut FPÖ hat die Stadt im Zuge von nicht ordnungsgemäß abgewickelten Projekten 4,3 Mrd. Euro zu viel ausgegeben. Dies würde reichen, um die Stadt schuldenfrei zu machen, versicherte Gudenus.

Schuldsuche im Fall des Wiener Stadthallenbades

Die Causa Stadthallenbad zeigt nach Ansicht von VP-Gemeinderätin Isabella Leeb, wie in Wien der Hase läuft: “Lehrbuchartig hat der Kontrollamts-Bericht dargestellt, wie es nicht gehen darf”, verwies sie auf die jüngste Prüfung des Projektes. Versagt hat ihrer Ansicht nach vor allem Sportstadtrat Christian Oxonitsch (S). “Sie tragen die Verantwortung dafür, dass die Projektkontrolle versagt hat”, richtete sie dem Ressortchef aus.

“Wir sind sehr interessiert daran, jeden Korruptionsfall aufzudecken”, schwor der grüne Klubchef David Ellensohn. Und man sei auch interessiert daran, dass das Stadthallenbad ordnungsgemäß saniert werde. Einen Bereicherungsvorwurf gebe es in diesem Zusammenhang aber nicht, betonte er. Was bei Fällen, in denen Personen aus der FPÖ oder ÖVP involviert seien, sehr wohl der Fall sei, wie Ellensohn ausführte: “Die Korruptionsstaatsanwaltschaft wurde wegen Blau-Schwarz erfunden. Die ist auch schwer beschäftigt.”

SPÖ: Sanierung einzustellen war nötig

SP-Gemeinderat Heinz Vettermann ortete den Versuch der FPÖ, “alles und jedes” zu skandalisieren. Wenn im Prinzip alles richtig laufe, könne man nur so versuchen, Meter zu machen. Notwendig war laut dem SP-Politiker die Entscheidung, die Sanierung vorübergehend einzustellen. Die SPÖ hätte mit dem Baustopp richtig entschieden.  Die abschließenden Prüfungen seien nun im Laufen. Nach Abschluss der Beweissicherung würden auch die Haftungsfragen geklärt, versicherte Vettermann. Möglich ist laut SPÖ, dass Baufirmen mit Schadenersatzforderungen konfrontiert werden.

Der für die Wiener Bäder zuständige Stadtrat Oxonitsch musste sich im Rahmen der heutigen Sitzung einem Misstrauensantrag stellen – der erwartungsgemäß nicht die nötige Mehrheit erhielt. Er wurde von FPÖ und ÖVP, aber nicht von den Regierungsparteien SPÖ und Grüne unterstützt.

Fiasko um das Wiener Stadthallenbad

Die beliebte Sport- und Freizeiteinrichtung hätte nach einer umfassenden Sanierung bereits im Februar wieder eröffnen sollen. Kurz vor dem avisierten Termin wurde jedoch ein sofortiger Baustopp verhängt, da gravierende Mängel – unter anderem undichte Becken – sichtbar geworden waren. Laut Kontrollamt hat die Sanierung “keinen wünschenswerten Verlauf” genommen. In einem umfangreichen Bericht wurde dargelegt, was nach Ansicht der Prüfer schiefgelaufen ist: So wurde im Vorfeld der Zustand des Bads nur ungenau erhoben und der Bauablauf verlief angesichts eines offenbar überforderten Projektteams “nicht strukturiert”, wie es hieß. Für die Durchführung der Arbeiten selbst wurde zudem eine Firma ausgewählt, die laut Kontrollamt über keine einschlägige Expertise verfügt.

Und auch die Entscheidung für die Bauaufsicht wurde vom Kontrollamt nicht goutiert. Denn laut Firmenbuch war der damalige technische Direktor der Stadthalle Geschäftsführer einer Firma, bei der das zum Zug gekommene Ziviltechnikerbüro Gesellschafter war – nach Ansicht der Opposition ein klassischer Fall von “Freunderlwirtschaft”.

Das in den Jahren 1972 bis 1974 von Roland Rainer errichtete Bad hätte schon vor Monaten wieder eröffnet werden sollen. Angesichts massiver Mängel und eines inzwischen verhängten Baustopps ist aber vorerst nicht an eine Wiederinbetriebnahme des Wiener Stadthallenbades zu denken.

(Red./APA)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wien - 15. Bezirk
  • Wiener Stadthallenbad: Missglückte Sanierung wird im Gemeinderat diskutiert
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen