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Scheidungsdrama mit tödlichem Ende in Wien-Brigittenau: Mordanklage

Prozess nach Ehedrama in Wien-Brigittenau.
Prozess nach Ehedrama in Wien-Brigittenau. ©APA
Wegen Mordes an seiner Ehefrau hat sich am Dienstag ein 35-jähriger Manager am Wiener Straflandesgericht verantworten müssen. Der Bluttat dürften jahrelange Streitigkeiten um die gemeinsame Tochter vorangegangen sein, inklusive Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs.
Bilder vom Prozess
Prozessauftakt in Wien
Scheidung als möglicher Auslöser
Bluttat in Brigittenau

Am 24. November 2012 eskalierte im Schlafzimmer des Paares die Situation. Der Mann stach der 37-Jährigen sechsmal in den Hals, packte seine im Nebenzimmer schlafende Tochter und brachte die heute Siebenjährige zu seinen Eltern nach OÖ. Anschließend stellte er sich der Polizei.

Der damals knapp 20-jährige Eigenbrötler hatte die intelligente und dynamische Rumänin Ende der 1990er-Jahre auf der Wirtschafts-Uni kennenlernt. Im Juli 1999 wurde geheiratet. “Die Ehe war super, meine Frau hat mich aus meiner Lethargie herausgeholt, mich angetrieben, sie hat meinen Charakter gebildet. Ich hab sie geliebt, ich liebe sie immer noch. So etwas kann man nicht abschalten”, erklärte Christoph G. im Zeugenstand. Im Sommer 2006 kam die gemeinsame Tochter zur Welt, das Glück schien perfekt. Doch die erfolgreiche Bankerin nahm ein Job-Angebot in Bukarest an, ihr Mann reiste mit Kind hinterher, in der Beziehung begann es zu kriseln.

Streitigkeiten zerrütteten die Ehe

Ein Hauptauslöser für die zunehmende Zerrüttung waren laut dem Angeklagtem die Vorwürfe seiner Schwiegermutter, die behauptet hatte, der gebürtige Oberösterreicher verginge sich sexuell an dem Mädchen. Diese Anschuldigungen brachten die Ehe endgültig aus dem Gleichgewicht, denn die Ehefrau habe einmal ihrer Mutter, dann wieder ihm Glauben geschenkt – trotz Einschaltung von Psychologen des Kinderschutzzentrums und Einsatz von Lügendetektoren.

Der heute 35-Jährige fand keinen Weg mehr, sich zu verteidigen, die Vorwürfe ließen sich nicht zerstreuen. Schließlich habe er “kapituliert” und den Entschluss gefasst, ein neues Leben ohne Familie zu beginnen. Er habe sogar Pläne geschmiedet, die Tochter außer Landes zu bringen, “nur, damit sie in Sicherheit ist”. Christoph G. beantragt Visa für Indien und kündigt zwei Wochen vor der Tat seinen gut bezahlten Job. Als seine Frau jedoch am Abend des 24. November die “per Handschlag” getroffene Vereinbarung für ungültig erklärte und nun doch die Scheidung forderte, brannten bei G. die Sicherungen endgültig durch.

Messerstich in Wohnung in Brigittenau

Im Affekt, wie er behauptet, stach er einmal zu, woraufhin eine Rangelei entbrannte. Die 37-Jährige habe sich das Messer gegriffen und sei auf ihn losgegangen, so der Angeklagte. Im Zuge des Kampfes habe er dann die Hand seiner Frau zu fassen bekommen und ihr das Messer noch einige Male in den Hals gerammt. Er sei “völlig schockiert” gewesen, “was da passiert ist”. Nur spärlich bekleidet habe er seine Tochter “geschnappt” und sei mit ihr zu seinen Eltern nach Oberösterreich gefahren. Über die Leiche warf er eine Decke.

Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmanith attestierte dem Angeklagten eine “chronische Lebenskrise”. Der 35-Jährige habe an einer Belastungsstörung gelitten, zuzüglich Ohnmachtsgefühlen, Stimmungsschwankung und andauernder Hoffnungslosigkeit. Die psychischen Reserven des Mannes seien aufgrund sich ständig wiederholender Vorfälle “weitgehend aufgebraucht” gewesen, so Rossmanith in ihrem Gutachten.

Am späten Vormittag sollte die Einvernahme der Schwiegermutter des Angeklagten stattfinden.

(APA)

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