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Rabbiner antisemitisch beschimpft: Es steht Aussage gegen Aussage

Die befragten Polizisten schätzten den Vorfall anders ein als der beschimpfte Rabbiner.
Die befragten Polizisten schätzten den Vorfall anders ein als der beschimpfte Rabbiner. ©Vienna.at/ Ernst Merkinger
Donnerstag vor einer Woche wurde ein Rabbiner am Wiener Schwedenplatz antisemitisch beschimpft. Ein Fußball-Fan - laut Aussagen der Polizei ein deutscher Anhänger der Mannschaft PAOK Saloniki - zeigte den Hitler-Gruß und schrie: "Juden raus! Heil Hitler!" Polizisten sahen tatenlos zu. Nun wurde zumindest einer der betroffenen Beamten ausgeforscht. Seine Version des Vorfalls lautet jedoch anders.
Rabbiner beschimpft
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Keine Zeugen für den Vorfall?

Mehrere Polizisten, die am Donnerstag vor einer Woche im Vorfeld des Europa-League-Qualifikationsspiels Rapid-PAOK Saloniki am Schwedenplatz in der Wiener City eingesetzt waren, sind mittlerweile in Zusammenhang mit den antisemitischen Beschimpfungen eines Wiener Rabbiners ausgeforscht worden. Laut Polizeisprecher Roman Hahslinger handelt es sich aber nur bei einem von ihnen um einen Beamten, mit dem der Geistliche Kontakt hatte, nachdem ein griechischer Fan ihm den Hitler-Gruß gezeigt und “Juden raus! Heil Hitler!” geschrien hatte. Zu den Einvernahmen der Polizisten wollte Hahslinger keine Details bekanntgeben. Nur so viel: “Er hat naturgemäß eine etwas andere Sicht der Dinge als der Rabbiner.”

Gemeinderat will Arbeitsgruppe einrichten

Auch in der Gemeinderatssitzung am Freitag war der Vorfall Thema. Es wurde ein Antrag eingebracht, der sich für die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Antisemitismus ausspricht. “Wir sind entschlossen nunmehr aus gegebenem Anlass einen Prozess zu beginnen, um Antisemitismus, in welcher Form auch immer, in unserer Stadt zu bekämpfen und das dazu notwendige Bewusstsein in allen Teilen der Gesellschaft zu schaffen und zu stärken”, heißt es in dem schriftlichen Antrag wörtlich.

ÖVP-Landesparteiobmann Manfred Juraczka nutzte die Gelegenheit am Podium, um sich beim Opfer zu entschuldigen: “Ich glaube, wir alle hier, alle 100 Mandatare sollten danach trachten, dass solche Dinge bei uns in dieser Stadt nicht mehr Einzug halten und nicht ungesühnt bleiben.” Auch Kritik an der Exekutive wurde ausgesprochen – von den Grünen: “Es ist dringend notwendig, dass auch den Polizisten und Polizistinnen erklärt wird, was Antisemitismus ist. Ein Sicherheitsorgan, das nicht in der Lage ist, die Sicherheit eines Rabbiners zu gewährleisten – entschuldigen, dann brauchen wir es net.”

Keine Dienstnummern auf Uniformen

Nach dem Vorfall wurden erneut Forderungen nach Erkennungsnummern oder gar Namen auf den Uniformen von Polizisten bei Großeinsätzen laut. Die Personalvertretung lehne die Idee von Dienstnummern oder gar Namen auf den Polizeiuniformen bei Großereignissen ab,so ein Sprecher. Es gehe darum, Beamte vor persönlichen Racheakten zu schützen, die persönliche Anonymität müsse gewahrt bleiben, heißt es. (APA/ Red.)

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