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Prozess nach Innenstadt-Fesselmord: "Haben niemals über Geld gesprochen"

Der Angeklagte Lotfi D. beim Prozess um den Fesselmord in der Innenstadt
Der Angeklagte Lotfi D. beim Prozess um den Fesselmord in der Innenstadt ©APA
Beim Prozess um den Fesselmord, der sich im September 2011 in der Wiener Innenstadt ereignete, stand der 27-jährige Angeklagte am Dienstag abermals vor Gericht. Der Tunesier plädierte erneut auf unschuldig bezüglich der Anklage, Elisabeth W. in ihrer Wohnung ermordet und beraubt zu haben.
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Die Einvernahme des angeklagten 27-jährigen Tunesiers um die in ihrer Innenstadt-Wohnung erdrosselt aufgefundene Elisabeth W. ist am Dienstag im Wiener Straflandesgericht fortgesetzt worden. Lotfi D., dem Raubmord angelastet wird, plädierte abermals auf unschuldig und lieferte detailreich seine Version jener Nacht, in dem die 48-Jährige ermordet worden war.

Geld war angeblich kein Thema

Auf ihr Vermögen habe er es jedenfalls nie abgesehen gehabt, beteuerte der 27-Jährige: “Über Geld haben wir nie gesprochen. Sie hat nur gesagt, sie wolle mir helfen und mir beistehen.”Begonnen habe alles am 9. September 2011 in der Diskothek “Take Five” bzw. vor dem Eingang, wo Elisabeth W. den Tunesier angesprochen habe. Bereits zwei Tage später hätten sie das erste Mal Sex mit einander gehabt – und zwar in der Wohnung des späteren Mordopfers.

Es sei stets “viel geraucht und viel getrunken worden”, erzählte der Angeklagte. W. habe ihrem Gast auch ihren Modeschmuck gezeigt und ihm zu verstehen gegeben, dass sie sich um ihn kümmern werde und ihm bezüglich seines Asylantrages helfen wolle.

Das geschah laut Lotfi D. in der Fesselmord-Nacht

In der Nacht auf den 15. September habe Lotfi D. seinen Angaben zufolge Elisabeth W. abermals besucht. “Sie hat Wodka getrunken und ich Rotwein. Wir haben viel geredet.” Und das offenbar bis in die Morgenstunden. Denn kurz nach 4.00 Uhr habe er die Wohnung verlassen. Spätestens da wurde es für den Beschuldigten eng. Denn Richterin Bettina Körber hielt D. vor, dass er sich laut Rufdatenerfassung bis 5.56 Uhr im Bereich des Wohnsitzes von Elisabeth W. aufgehalten habe.

Doch der 27-Jährige, der sich sehr konzentriert, unaufgeregt und mitteilungsbedürftig präsentierte, hatte auch darauf eine Antwort: “Mir war heiß, ich wollte alleine sein und nachdenken, deshalb habe ich mich zwei Gassen weiter auf eine Parkbank gesetzt.” Es sei ihm allerhand durch den Kopf gegangen, unter anderem seine geplante Ausreise nach Frankreich: “Sissi hat mich aber immer beruhigt und gesagt, es würden sich schon alle Probleme lösen, ich werde dir helfen und dir beistehen. Was sie genau damit gemeint hat, kann ich nicht sagen.”

Aufenthalt bei Freunden

Jedenfalls sei er gegen 6.00 Uhr in ein Taxi gestiegen, um zwei befreundete Algerier zu besuchen. “Weil ich mit irgendjemandem reden wollte, laut nachdenken. Und die beiden kenne ich schon lange, sie sind meine Freunde.” Bei ihnen habe er dann die darauffolgenden beiden Tage verbracht.

Die Version des Staatsanwaltes, demnach er in der mehr als 20 Jahre älteren Elisabeth W. “Wohlstand und Geld gesehen” hätte, verneinte Lotfi D. immer wieder. “Sie hat mir nur gesagt, dass sie eine Firma hat, mehr nicht.” Auf die Frage der Vorsitzenden, welche Absichten er gehabt habe, sagte der Angeklagte: “So lange habe ich sie nicht gekannt, es waren ja nur wenige Tage. Ich habe keine Zeit gehabt, mir zu überlegen, was daraus werden soll.” Der Prozess zum Fesselmord in der Innenstadt wurde in den Nachmittagsstunden mit Zeugeneinvernahmen fortgesetzt.

(apa/red)

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