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ORF: FPÖ will ein Drittel der Auslandskorrespondenten streichen

FPÖ kündigt Verschärfungen gegen ORF an.
FPÖ kündigt Verschärfungen gegen ORF an. ©APA/HANS PUNZ
FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger erklärte gegenüber den "Salzburger Nachrichten", dass ein Drittel der ORF-Auslandskorrespondeten gestrichen werden, wenn diese sich nicht korrekt verhalten würden.
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FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger erklärte gegenüber den “Salzburger Nachrichten”, dass die zur Bestellung anstehenden neuen Senderchefs (“Channel Manager”) und Chefredakteure von ORF eins und ORF 2 in jedem Fall “Schritte in eine objektivere Berichterstattung” setzen müssten.

Ein Drittel der ORF-Auslandskorrespondenten könnte gestrichen werden

“Auch von den Auslandskorrespondenten werden wir ein Drittel streichen, wenn diese sich nicht korrekt verhalten”, ergänzte Steger, der als künftiger Stiftungsratsvorsitzender des ORF im Gespräch ist. Als Beispiel nannte der Freiheitliche die Berichterstattung zur Ungarn-Wahl. Diese ist laut Steger nämlich “einseitig” abgelaufen.

Steger fordert neues ORF-Gesetz bis Juni

Anders als Medienminister Gernot Blümel vom Koalitionspartner ÖVP, der gerade für Anfang Juni zu einer Medienenquete eingeladen hat, bei welcher der ORF zentrales Thema sein soll und welche die Grundlage für ein bis Anfang 2019 fertiges ORF-Gesetz sein soll, will FPÖ-Stiftungsrat Steger ein neues ORF-Gesetz bereits bis Juni. Steger nennt dazu einige zentrale Punkte: Der öffentlich-rechtliche Auftrag soll “zeitgemäß definiert werden”. Die ORF-Spitze soll von einer Allein- auf eine Gesamtgeschäftsführung umgestellt werden. Der Betriebsrat soll bei der Wahl der ORF-Führung außen vor gelassen werden. Wichtig ist dem FPÖ-Stiftungsrat auch eine neue Social-Media-Richtlinie für Redakteure. “Wer dagegen verstößt, wird zunächst verwarnt – und dann entlassen”, so Steger.

Wrabetz verteidigt ORF-Korrespondenten gegen FPÖ-Attacken

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verteidigt die Auslandskorrespondenten des öffentlich-rechtlichen Senders gegen FPÖ-Kritik. Auch unter ORF-Journalisten ist die Empörung über die neuerlichen blauen Attacken groß. FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger hatte in den “Salzburger Nachrichten” eine “objektivere Berichterstattung” gefordert und Einschnitte bei den Auslandsbüros angedroht.

ORF-Generaldirektor Wrabetz reagierte noch in der Nacht via Twitter auf die Aussagen. “16 Korrespondentenbüros des ORF sind unverzichtbare vom Publikum höchst geschätzte Säule der internationalen Berichterstattung in TV, Radio und Online. Bis 2020 kommen noch 2 weitere Standorte dazu”, erklärte Wrabetz. Der ORF-Chef stellte sich auch vor den von Steger direkt angegriffenen Ungarn-Korrespondenten: “Freue mich mitzuteilen, dass ich den Entsendungsvertrag von Ernst Gelegs als Korrespondent in Budapest nach der ausgezeichneten Berichterstattung zur ungarischen Wahl bis 2021 verlängert habe.”

Kritik via Social Media

Kritik kam – via Social Media – auch von ORF-Journalisten. “Ein ORF-Stiftungsrat, der gegen sein eigenes Unternehmen hetzt und einen untadeligen Kollegen erkennbar bedroht, wird uns als Redakteurssprecher der ORF-KorrespondentInnen selbstverständlich beschäftigen”, erklärte Brüssel-Büroleiter Peter Fritz. “Dieser direkte Angriff auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk von einem Aufsichtsorgan ist ein neuerlicher Tiefpunkt der Medienpolitik”, kritisierte Redakteursratsvorsitzender Dieter Bornemann.

“ZiB 2”-Moderator Armin Wolf, der zuletzt im Visier der FPÖ stand und Freitagabend in Deutschland eine Besondere Ehrung beim renommierten Grimme-Fernsehpreis entgegen nahm, meldete sich nach der Verleihung via Twitter. “Ein Partei-Stiftungsrat will ORF-Korrespondenten ‘streichen’, deren Berichterstattung ihm nicht gefällt. Tolle Idee ‘Objektivität’ von Parteienvertretern bewerten zu lassen. Könnte aus Ungarn stammen.” Wolf wies auch auf die rechtliche Lage hin: “Der ORF-Stiftungsrat ist weder für die Streichung von Korrespondenten noch für die Verwarnung oder Entlassung von ORF-Journalisten zuständig.”

(APA/Red)

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