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Koalitionsverhandlungen: Niedrigste Frauenquote des Jahrtausends

Das Verhandlungsteam der ÖVP.
Das Verhandlungsteam der ÖVP. ©APA
Auffallend groß sind die Verhandlungsteams von SPÖ und ÖVP: Insgesamt 26 Personen sollen über die Bildung einer Großen Koalition verhandeln. Nur vier Frauen sind vertreten, was einer Quote von 15 Prozent entspricht. Das ist verglichen mit den anderen Nationalratswahlen die schlechteste Quote des Jahrtausends.
Diese Teams verhandeln
No-Gos und Forderungen

Bei den Sozialdemokraten verhandeln in der großen Gruppe Infrastrukturministerin Doris Bures und Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, bei der Volkspartei Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Finanzministerin Maria Fekter. Während Bures, Heinisch-Hosek und Mikl-Leitner wenigstens Untergruppen vorstehen dürften, ist Fekter nicht einmal das gegönnt. Ihr Bereich Finanzen wird vom oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer hauptverhandelt.

Wenige Frauen in Verhandlungsteams

Zusätzlich auffällig bei der ÖVP: Sämtliche Bünde sind mit ihren Obleuten vertreten, Ausnahme der Frauenbund, dessen Obfrau Dorothea Schittenhelm zumindest in der Hauptgruppe keine Aufnahme fand. Die SPÖ hat mit Heinisch-Hosek immerhin ihre Frauenvorsitzende an Bord.

Dass es zu solchen Quoten kommt, hat nur in wenigen Fällen Gründe, für die die Parteien nichts können. Wäre Nationalratspräsidentin Barbara Prammer nicht vor kurzem erkrankt, hätte sie wohl dem Verhandlungsteam angehört. Ebenfalls Chancen gehabt hätte Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), hätte sie nicht bereits ihren Abschied aus der Politik angekündigt. Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) wiederum gilt sowohl als amtsmüde als auch als ablösegefährdet und wäre daher wohl auch nicht die Idealbesetzung für eine Zukunftskoalition.

Koalitionsverhandlungen nach der NR-Wahl

Insgesamt liegt es aber sehr wohl an der Personalpolitik von SPÖ und ÖVP, dass nun nur wenige logische Kandidatinnen für die Verhandlungen überblieben. Denn erstens sind in der Regierung (durch die Staatssekretäre) die Männer weiter eindeutig überrepräsentiert und zweitens sind sowohl in den Parlamentsklubs als auch in so gut wie allen bedeutenden Teilorganisationen der Koalitionspartner Männer am Ruder, sei es nun in der Gewerkschaft oder in den starken VP-Bünden. ÖAAB-Obfrau Mikl-Leitner bildet die Ausnahme. Zudem gibt es derzeit keine einzige weibliche Landesvorsitzende in den beiden einstigen Großparteien, auch das erstmals seit vielen Jahren.

Frauenquote in anderen Jahren besser

Verhandlungsteams sahen jedenfalls bei früheren Regierungsverhandlungen schon deutlich weiblicher aus. So gab es etwa 2008 zwei Neuner-Teams, also gesamt 18 Verhandler, von denen sechs, also immerhin ein Drittel weiblich waren. Von damals mit dabei sind noch Fekter und Bures. 2006 gab es 19 Hauptverhandler, darunter fünf Frauen, also auch eine deutlich bessere Quote als 2013. Bures war auch damals schon im roten Team.

13 Verhandler gab es bei der bis dato letzten schwarz-blauen Koalition 2003, darunter fünf Frauen. Und auch 2000 beim ersten erfolgreichen Abschluss von Volkspartei und Freiheitlichen war die Quote mit vier Frauen von 13 deutlich besser als diesmal. (APA)

In unserem Special finden Sie weitere Infos zu den Ergebnissen der Nationalratswahl.

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