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Kenianerin auf U2-Gleise gestoßen: "Ich wollt', dass sie ein bissi weg ist"

Opfer und Täter beim Prozess nach dem Stoß auf die U-Bahn-Schienen in Wien
Opfer und Täter beim Prozess nach dem Stoß auf die U-Bahn-Schienen in Wien ©APA
Jener 51-jährige Elektriker, der im Jänner eine Kenianerin auf die Gleise der U-Bahn-Linie U2 gestoßen hat, wurde am Donnerstag zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt. Er hatte in seiner Einvernahme erklärt, er sei "leicht verärgert" gewesen und habe gewollt "dass sie ein bissi weg ist." Daher habe er die Frau auf die U-Bahn-Geleise gestoßen.
Beim Prozess in Wien
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Frau auf die Gleise gestoßen

“Das hab’ ich falsch gemacht. Ich wollt’, dass sie ein bissi weg ist, dass ich Luft holen kann.”, so der Angeklagte über die Tat in der U2.

Das Geschehen in der U-Bahn-Station

Der Mann war am 5. Jänner mit seiner Ehefrau, einer gebürtigen Russin, zunächst Punschtrinken und dann längere Zeit in einem Gasthaus gewesen. Als sie um 23.40 Uhr mit der U2 nach Hause fahren wollten, trafen sie am Bahnsteig mit zwei Kenianerinnen zusammen, wovon eine telefonierte.

Nach dem Geschmack des Elektrikers und seiner Frau offenbar zu laut. Sie baten die beiden Frauen, leiser zu sein, wobei unbeteiligten Ohrenzeugen zufolge zwischen der Russin und den Kenianerinnen ein Wortgefecht entbrannte, in dessen Verlauf nicht mit Schimpfwörtern gegeizt wurde. Die Frau des Elektrikers wurde demnach “Schwein” und “Hure” genannt, während die Russin rassistische Kraftausdrücke gebrauchte. Ihr Mann soll in diesem Stadium noch versucht haben, mäßigend auf die 38-Jährige einzuwirken.

“Erschrocken und daher nach Hause gelaufen”

“Ich hab’ nur gesagt, sie sollen schauen, dass sie weiterkommen und dass wir eine Ruhe haben wollen”, gab der 51-Jährige nun vor Gericht zu Protokoll. “Irgendwann bin ich angespuckt worden. Und dann hab ich ihr einen Stoß versetzt. Es war ein Reflex”, erzählte er. Vorher habe er der 36 Jahre alten Kenianerin noch “mit der flachen Hand gegen den Kopf geschlagen, dass ich eine Ruh’ krieg”.

Er habe die Frau nicht verletzen wollen: “Ich wollt’ nur Abstand gewinnen von ihr. Ich wollt nicht, dass sie runter fällt.” Er sei “erschrocken, wie sie über die Kant’n g’flogen ist”, habe “Angst gekriegt” und sei daher nach Hause gelaufen.

Zeugen retteten Kenianerin von Gleisen

Während er sich seiner Aussage zufolge dort “versteckte”, blieb seine Ehefrau zurück. Die Begleiterin der auf die Geleise gestürzten Frau, die dabei einen Bruch des Fersenbeins erlitt, hielt sie nämlich am Tatort fest. Die Verletzte konnte nicht mehr selbst auf die Plattform zurückklettern. Da ein geistesgegenwärtiger Augenzeuge die Notstopp-Taste drückte, blieb der Zug rechtzeitig in der Station Schottenring stehen und die Kenianerin konnte von Zeugen des Geschehens geborgen werden. Sie soll dabei neuerlich von der Russin aufs Übelste beschimpft worden sein

Erschütterung über Urteil

Nach dem Urteil zeigte sich der Grüne Justizsprecher Albert Steinhauser in einer Presseaussendung “erschüttert” über den Ausgang des Strafverfahrens. Dieses sei “nicht nachvollziehbar”, hielt er fest: “Die generalpräventive Wirkung – also die Frage der Abschreckung – einer solchen Straftat wurde komplett außer Acht gelassen. Rassistische Beschimpfungen kommen ohnedies leider viel zu häufig vor. Wenn jetzt rassistisch motivierte körperliche Übergriffe praktisch bagatellisiert werden, ist das ein gefährliches Spiel.”

Der 51-jährige Elektriker hatte unter Verweis auf seine bisherigen drei Ehefrauen entschieden bestritten, ein Rassist zu sein. Er sei vor seiner Ehe mit seiner nunmehrigen Frau mit einer Peruanerin bzw. einer Venezolanerin verheiratet gewesen.

(apa/red)

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