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Juwelier niedergestochen: 20-Jähriger steht vor Gericht

Ein mittlerweile 20-Jähriger muss sich wegen versuchtes Raubmordes vor Gericht verantworten.
Ein mittlerweile 20-Jähriger muss sich wegen versuchtes Raubmordes vor Gericht verantworten. ©APA
Wegen versuchten Raubmords musste sich am Donnerstag ein 20-jähriger Bursch vor einem Wiener Schwurgericht  verantworten. Der Jugendliche gab zu, den Überfall auf den Juwelier sorgfältig geplant zu haben, weil er seinen Eltern nicht mehr auf der Tasche liegen wollte.
19-Jähriger muss vor Gericht
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Juwelier schoss auf Räuber

Als er dem Juwelier ein Messer in den Rücken stieß, habe er in Tötungsabsicht gehandelt, bestätigte der Angeklagte seine Angabe vor der Polizei, wo er erklärt hatte: “Ich wollte, dass der Mann tot ist.”Wien. Der Jugendliche war ein Musterschüler, galt als zuvorkommend und nett. Nach dem Abschluss des Polytechnikums fand er allerdings keinen Job, weil ihn infolge seiner chronischen Fettleibigkeit (Morbide Adipositas) angeblich keine Firma einstellen wollte. Zwar unterstützten ihn seine Eltern in finanzieller Hinsicht großzügig, “aber es hat ihn genervt, dass er von ihnen abhängig war”, erklärte Staatsanwältin Stefanie Bauer.

Jugendlicher überfiel Juwelier um Eltern nicht auf der Tasche zu liegen

Nach einer Magen-Bypass-Operation wären weitere kosmetische Eingriffe angestanden, die allerdings nicht die Krankenkasse bezahlt hätte. Um nicht schon wieder auf das Geld seiner Eltern angewiesen zu sein, entschloss sich der Jugendliche, einem in Wien-Margareten etablierten Juwelier “das Gold wegzunehmen”, wie er sich nun in seiner Verhandlung ausdrückte.

Eine Woche vor dem Überfall marschierte er in das Geschäft und gab vor, sich für eine Goldkette zu interessieren. Er erkundigte sich höflich, ob er das 3.000 Euro teure Schmuckstück auch in Raten bezahlen könne. Als er am 25. Juli 2011 neuerlich bei Yusuf K. auftauchte, hatte er allerdings keine Kaufabsichten, sondern ein am selben Tag erworbenes Messer mit einer Klingenlänge von elf Zentimetern eingesteckt.

Außerdem hatte er in einem Copy Shop angefertigte Visitkarten mit dem Logo der Wirtschaftskammer dabei, die er dem Geschäftsmann präsentierte. Der 20-Jährige behauptete, er sei ein Kontrollor der Kammer und müsse die Alarmanlage und die Überwachungskamera überprüfen. Der Juwelier glaubte das, weil er zufälligerweise kurz zuvor tatsächlich ein Schreiben der Wirtschaftskammer erhalten hatte.

Eine halbe Stunde lang führte der Räuber mit dem Juwelier ein angeregtes Gespräch, in dessen Verlauf er sich unter anderem die Fluchtwege im Fall eines Überfalls zeigen ließ. Auch den Gewerbeschein ließ er sich vorlegen. Am Ende des Gesprächs überreichte er dem Yusuf K. ein Formular und bat diesen, ihm mit seiner Unterschrift den Besuch zu bestätigen.

Juwelier schoss auf 19-jährigen Räuber

Als der Juwelier dem 20-Jährigen den Rücken zulehrte und sich zum Papier hinabbückte, zückte der Räuber sein Messer und stach es ihm mit einem lauten Schrei mit voller Wucht bis zum Klingenansatz zwischen die Schulterblätter. Der Schwerverletzte taumelte in Panik auf die Straße, wo ihm ein Passant das Messer entfernte. Dann zog Yusuf K. eine Pistole, die er zum Selbstschutz trug, weil er bereits überfallen worden war, aus dem Hosenbund und kehrte in sein Geschäft zurück, da sein 13 Jahre alter Neffe, mit dem er bis zum Eintritt des Räubers in einem Hinterzimmer 700 Gramm Gold gewaschen hatte, noch in den Räumlichkeiten war.

Der Bursche hatte sich keineswegs versteckt, als er den Onkel schreien hörte, sondern versucht, den Täter am Leeren der Vitrinen zu hindern. Es kam zu einer Rangelei, die der Juwelier beendete, indem er zweimal auf den Räuber schoss und diesen am rechten Oberarm traf. Dann hielt er mit der auf den 20-Jährigen gerichteten Waffe diesen bis zum Eintreffen der Polizei in Schach.

(apa)

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