Zweitangeklagter war als einziger zu Aussage bereit
Davor glich Richter Friedrich Forsthuber, der dem Schwursenat vorsitzt, zahlreiche Aussagen der Angeklagten aus den vorangegangenen Prozesstagen ab. Zu einer Befragung erklärte sich am Montag nur der Zweitangeklagte Suleyman D. bereit, der im wesentlichen jegliche Absichten bestritt, einen Mordanschlag auf Israilov geplant zu haben. “Es war kein Mord an diesem Tag geplant, weder um 4.00 Uhr, noch um 5.00 Uhr noch um 8.00 Uhr”, meinte er etwa.
Mord an Israilov mitten in Wien-Floridsdorf
Israilov war am 13. Jänner 2009 in Wien-Floridsdorf auf offener Straße erschossen worden. Vor dem Schwursenat müssen sich seit November des Vorjahres drei Angeklagte, Otto K., Suleyman D. und Turpal-Ali Y., wegen der Ermordung Israilovs verantworten. Dabei gilt der 42-jährige Otto K. als zentrale Figur. Er soll “die Gesamtverantwortung für die Operation, deren logistische Vorbereitung und Koordinierung” inne gehabt und “Kontakt zur tschetschenischen Führung” gehalten haben, heißt es in der Anklageschrift.
Hauptangeklagter soll Vertrauter von Kadyrow sein
Otto K. war laut Staatsanwalt Leopold Bien ein enger Vertrauter von Kadyrow. Er soll – vermutlich auf einen Auftrag des Präsidenten hin – Suleyman D. (36), nun zweitangeklagt, den Auftrag erteilt haben, “Umar Israilov zu überwältigen und zu verbringen oder ihn, falls dieses Vorhaben scheitern sollte, zu töten”, so die Anklage. Suleyman D. war laut Darstellung der Strafverfolgungsbehörde intensiv in die Planung eingebunden.
Angegriffen wurde Israilov nach Ansicht des Staatsanwalts von Letscha B., dem nach den tödlichen Schüssen die Flucht ins Ausland gelang, und dem Drittangeklagten Turpal-Ali Y. (31). Das Wiener Gericht hat in einem Rechtshilfeersuchen an die Moskauer Generalstaatsanwaltschaft um Ausforschung und zeugenschaftliche Befragung von Letscha B. ersucht. Diese blieb bisher unbeantwortet, auch einer Urgenz folgte keine Reaktion, wie Richter Forsthuber am Dienstag berichtete. Man geht in der Wiener Justiz auch offenbar nicht mehr davon aus, dass dem Ansuchen noch Folge geleistet wird.
Israilov forderte Schutz kurz vor seinem Tod
Israilov spürte in den Tagen vor seinem gewaltsamen Tod bereits, dass er von tschetschenischen Landsleuten verfolgt und überwacht wird. Ein entsprechendes Hilfegesuch bezüglich Schutzmaßnahmen an das Bundesamt für Verfassungsschutz (BVT) blieb allerdings ohne Folgen. (APA/Redaktion)