“Die Katholische Kirche mengt sich nicht in die Angelegenheiten anderer Kirchen und Religionen ein”, erläuterte Schönborn. Sie verstehe sich vielmehr als “Anwältin der Religionsfreiheit”, wie sie beim Zweiten Vatikanischen Konzil formuliert wurde.
Keine Stellungnahme von der Kirche
Aus diesem Grund äußere sich die Bischofskonferenz sehr wohl zu religionsrechtlichen Grundsatzfragen, stellte der Wiener Erzbischof klar. Die Bischofskonferenz würde sehr wohl eine Stellungnahme abgeben, wenn sie davon ausgehen würde, dass das Gesetz Auswirkungen auf die gesamte Religionsgesetzgebung hätte. Man sei aber der Überzeugung, dass dies nicht der Fall sei, und das Gesetz nicht “präjudizierend” sei. Die nun gewählte Vorgangsweise entspreche der bisherigen Gepflogenheit, in der Regel keine Stellungnahme zu einem Gesetz abzugeben, das eine andere Kirche oder Religionsgesellschaft betreffe.
Intensive Beratung zum Entwurf
Schönborn berichtete, dass die Bischofskonferenz im Rahmen ihrer Vollversammlung die Materie intensiv beraten und auch mit den zuständigen Ministern Josef Ostermayer (SPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP) besprochen habe. Die Bischöfe erwarten nun, “dass die zuständigen staatlichen Organe den Dialog mit allen Gruppen suchen, die von der Novelle direkt betroffen sind”. Die Katholische Kirche wolle ihrerseits so wie bisher den interreligiösen Dialog auf allen Ebenen führen und stärken. “Nur ein breiter und ehrlicher gesellschaftlicher Dialog mit den muslimischen Mitbürgern kann das Wissen voneinander und jenen Respekt voreinander aufbauen, den eine immer pluraler werdende Gesellschaft mehr denn je braucht”, erklärte Schönborn.
Neues Islamgesetz
Zu dem im Entwurf des Islamgesetzes vorgesehenen Verbot einer Finanzierung aus dem Ausland hielt der Kardinal fest, dass in der Katholischen Kirche die Finanzierungsströme “umgekehrt” laufen, nämlich von Wien in Richtung Rom. Er gestand aber auch zu, dass es “Querfinanzierungen” innerhalb der Glaubensgemeinschaft gebe, weil viele Diözesen in Entwicklungsländern sonst nicht überleben könnten. Entscheidend sei aber, dass es sich dabei nicht um staatliche Mitteln handle.
(APA)