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Humanitäre Hilfe am Westbahnhof: "Könnte Vorbild für Europa werden"

Präsident Michael Landau ist mit der Arbeit der Caritas zufrieden.
Präsident Michael Landau ist mit der Arbeit der Caritas zufrieden. ©APA/Hans Punz
Die Caritas zieht nach dem intensiven Wochenende Bilanz, Präsident Michael Landau weiß aber: "Das ist nichts, worauf wir uns ausruhen können."
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Ausnahmezustand und Solidarität

Rund 10.000 Flüchtlinge sind seit Samstag von der Caritas am Wiener Westbahnhof betreut worden, 160 Freiwillige sind derzeit damit beschäftigt, im vollen Sachspendenlager Hygiene- und Essenspakete zu schnüren. “Der Westbahnhof könnte ein Vorbild für ganz Europa werden. Hier zeigt sich, dass die Aufgabe gemeinsam bewältigbar ist”, sagte Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner am Sonntag in Wien.

“Wir haben zig tausende Spenden erhalten, daher mussten wir vorübergehend einen Sachspendenstopp ausrufen”, erklärte Schwertner bei einer Pressekonferenz im Sachspendenlager. Vìa Facebook (“Wir helfen”) hält die Hilfsorganisation aber darüber auf dem Laufenden, welche Form der Hilfe derzeit am dringendsten gebraucht wird. “Bitte unterstützen Sie die Caritas Flüchtlingshilfe, sodass wir rasch weitere Quartiere eröffnen können”, appellierte der Generalsekretär an die Bevölkerung. Neben den gewohnten Spendenwegen könne man auch bei einer eigens eingerichteten Stelle der Caritas auf Bahnsteig zehn des Westbahnhofes Spenden abgeben.

Landau: “Leben oder Tod – welches Europa wollen wir?”

Auch Caritas-Präsident Michael Landau lobte den “guten Grundwasserspiegel an Solidarität” in Österreich. “Viele Menschen haben gespürt, dass in den vergangenen Tagen ein Stück europäische und österreichische Geschichte geschrieben wird. Europa steht an einem Scheideweg. Leben oder Tod – welches Europa wollen wir?”, fragte er und forderte sichere und legale Zugänge zum Asylverfahren sowie einen Schulterschluss von Bund, Ländern, Gemeinden und Zivilgesellschaft.

Um die momentane Flüchtlingslage zu entschärfen, müsse laut Christoph Schweifer, Generalsekretär der Caritas-Auslandshilfe, die Situation in den Nachbarländern Syriens stabilisiert werden. “Wir können nicht einfach den Krieg in Syrien beenden. Was die Staatengemeinschaft aber sehr leicht tun kann, ist die Hilfe in den Nachbarländern Syriens nachhaltig zu sichern. Solange das nicht der Fall ist, werden sich Menschen auf den Weg machen, um eine sichere Zukunft für sich und ihre Familie zu finden.”

Bis August dieses Jahres hat die Caritas nach eigenen Angaben 17.000 geflohene Menschen betreut. Für 5.000 davon wurden Grundversorgungsplätze zur Verfügung gestellt und knapp 12.000 werden mobil in Unterkünften anderer Gastgeber versorgt. “Die Caritas betreut damit knapp ein Drittel aller Asylwerber in Österreich. Aber das ist nichts, worauf wir uns ausruhen können”, sagte Landau. In den nächsten Wochen und Monaten werde man rund 1.200 weitere Grundversorgungsplätze bereitstellen. Vorgesehen sind diese laut Landau etwa in den Klostern Forchtenstein, Maria Lanzendorf und Breitenfurt.

(APA, Red.)

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