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Ehemann erschlagen und angezündet: Witwe wegen Mordes vor Gericht

Die Frau muss sich nun in Wien vor Gericht verantworten.
Die Frau muss sich nun in Wien vor Gericht verantworten. ©APA
Zwei unbekannte, maskierte Männer wären abends in ihre Wohnung eingedrungen, hätten ihr die Kleider vom Leib gerissen und sie später in Vergewaltigungsabsicht verschleppt, während sie im Schlafzimmer ihren Mann töteten - diese Geschichte hat Sarah K. am Dienstag im Wiener Straflandesgericht erzählt. Die 37-Jährige musste sich dort wegen Mordes am frühpensionierten Harald K. verantworten.
Prozessauftakt in Wien
Mehr Details zum Fall
Mann tot in Wohnung aufgefunden

Der 56-jährige ehemalige Straßenbahner war in der Nacht auf den 10. Jänner 2012 in seinem Ehebett in Wien-Favoriten gestorben.

Man hatte ihm einen massiven Gegenstand – vermutlich eine Axt, eine Hacke oder ein Beil – mindestens 18 Mal auf den Kopf, ins Gesicht und gegen den Hals geschlagen. Der Mann, der sich zunächst noch zu wehren versucht hatte, hatte keine Überlebenschance. Die Leiche wurde danach vom Bett auf den Boden gezogen, wo versucht wurde, ihr auf Kniehöhe beide Unterschenkel abzutrennen, was nicht ganz gelang.

Danach deckte man den Toten mit einer Matratze, einer Holzfaserplatte, Zeitschriften und Kleidungsstücken zu und setzte diese in Brand, um offenbar Spuren zu vernichten.

Leiche von Ehemann angezündet: Von Feuerwehr gefunden

Nachbarn verständigten gegen 23.00 Uhr die Feuerwehr, weil sie die Rauchentwicklung bemerkten. Die Einsatzkräfte waren rasch zur Stelle und konnten ein Ausbreiten des Feuers unterbinden. Unter der verkohlten Matratze entdeckten sie den verstümmelten Toten.

Für Staatsanwältin Andrea Kain besteht kein Zweifel, dass die Witwe ihren Ehemann gewaltsam zu Tode befördert hat, wie sie in ihrem Eingangsplädoyer betonte. Sie verwies darauf, dass nach dem Verbrechen am Tatort keine Spuren gefunden wurden, die darauf schließen hätten lassen, dass zum Tatzeitpunkt neben dem Ehepaar auch andere Personen in der Wohnung aufhältig waren. Außerdem hatte der unmittelbare Nachbar der beiden ab 21.00 Uhr einen heftigen Streit des Paares mitangehört, der 45 Minuten dauerte und von heftigem Pumpern und dem Fallen von Möbeln begleitet wurde. Der Zeuge betonte, er habe lediglich die Stimmen von Harald K. und dessen Frau vernommen, die der lebenslustige Straßenbahner 2003 geheiratet hatte.

Ehefrau berichtet von Überfall durch Unbekannte

Die Ehe dürfte unter keinem guten Stern gestanden sein. Es kam wiederholt zu wechselseitigen Gewaltausbrüchen, wobei der Mann Ende Dezember 2011 sogar eine Wegweisung und ein Betretungsverbot gegen seine Ehefrau erwirkte, nachdem ihm diese mehrere Faustschläge verpasst hatte.

Sarah K., die 2001 aus Ghana nach Österreich geflüchtet war, blieb allerdings in der Wohnung in der Sonnleithnergasse. Vor Gericht (Vorsitz: Andreas Böhm) behauptete sie nun, plötzlich wären zwei Maskierte in ihrem Schlafzimmer gestanden, nachdem sie und ihr Mann im Fernsehen friedlich die “Millionenshow” angesehen hätten. Einer habe sie in das andere Zimmer geschleppt, sie ausgezogen und mit dem Oberteil ihres Pyjamas gefesselt, während der andere das Schlafzimmer von innen absperrte. Was dort ihrem Mann widerfuhr, habe sie nicht gesehen.

Sie sei von den zwei Unbekannten zu einem Pkw gebracht und in den Kofferraum gesperrt worden. Nach einer kurzen Fahrt habe man sie ins Fahrzeuginnere geholt und vergewaltigen wollen: “Sie wollten mit mir schlafen. Ich habe nicht zugestimmt. Als sie merkten, dass ich mit ihnen nichts haben wollte, haben sie mich aus dem Auto geworfen.”

Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt

Die Frau wurde in einer Entfernung von 3,9 Kilometern vom Tatort gegen 1.00 Uhr in der Früh mitten auf der Straße von einem Passanten aufgelesen. Sie hatte lediglich einen Slip an. Um den Hals hatte sie darüber hinaus den Oberteil ihres rosa Pyjama geschlungen.

Gegen die Darstellung der Angeklagten spricht vor allem ein DNA-Gutachten: Am Pyjama und an der Innenseite ihres Slips wurden Blutspuren entdeckt, die die DNA-Expertin Christina Stein dem erschlagenen Ehemann zuordnen konnte.

Der Prozess wird am Mittwoch, mit Zeugenbefragungen fortgesetzt. Sarah K. droht bei einem Schuldspruch eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren oder lebenslange Haft.

(APA)

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