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Auf Anti-Islam-Tour: Wilders wetterte in Wien wortgewaltig gegen Islamismus

Gert Wilders (l.) und Heinz-Christian Strache beim Auftritt in der Wiener Hofburg
Gert Wilders (l.) und Heinz-Christian Strache beim Auftritt in der Wiener Hofburg ©EPA
Mit Gert Wilders besuchte am Freitag einer der prominentesten und umstrittensten Islamkritiker Europas die Wiener Hofburg - auf Einladung von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. Ein Polizei-Großaufgebot begleitete seinen Auftritt, bei dem er radikale Forderungen äußerte - und Aufrufe wie: "Wenn Sie Österreich lieben, dann schlagen Sie Alarm".
Wilders auf Anti-Islam-Tour
"Freie Ausreise für Jihadisten"
Wilders beim Auftritt in Wien
Kurz kritisiert den Auftritt
Plan: "Islamisierungsaustausch"
"Ein interessanter Politiker"
Strache lädt Wilders ein

Mit seiner “Anti-Islam-Tour” machte der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders am Freitag Station in Wien. Er folgte einer umstrittenen Einladung von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache.

Anreise nach Wien mit Hindernissen

Fast wäre es nichts geworden mit dem Besuch des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders in Wien. Ein stundenlanger Stromausfall in Amsterdam führte am Freitag vorübergehend dazu, dass dort alle Flüge gestrichen wurden. Wilders schaffte es dann doch und wetterte am Abend im bis zum letzten Platz gefüllten Redoutensaal der Wiener Hofburg wortgewaltig gegen den Islam.

Strache lud Wilders ein

Das FPÖ-Bildungsinstitut hatte seinen Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache und Wilders zu einem Vortrag über “Europas Bedrohung durch die Islamisierung” geladen. Vor allem an der Wahl des Veranstaltungsortes war im Vorfeld Kritik von verschiedenen NGOs sowie von SPÖ und Grünen laut geworden. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) betonte gegenüber der APA, es ginge darum, “den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu festigen und nicht, sie weiter zu spalten”.

Großaufgebot von Cobra und Co.

Die Kritik kommt nicht von ungefähr, handelt es sich bei Wilders doch um einen der prominentesten und umstrittensten Islamkritiker Europas. Seit gut zehn Jahren steht er deshalb permanent unter Polizeischutz, auch in Wien wurde er von einem Großaufgebot der Polizei sowie eigenen und Cobra-Personenschützern bewacht. Gegenwärtig muss sich Wilders in den Niederlanden einmal mehr wegen Verhetzung und Diskriminierung vor Gericht verantworten, in einem ähnlichen Prozess wurde er 2011 freigesprochen.

Wilders-Vergleich von Koran mit “Mein Kampf”

In seiner Heimat von Politik und Medien zunehmend ignoriert und vor dem Hintergrund einer Wahlniederlage nach der anderen, wird er in seinem Diskurs immer radikaler. Europa befände sich im Krieg mit dem Islam, wetterte der Niederländer mit der platinblonden Mähne am Freitag unter einem riesigen Transparent, auf dem ein rot-weiß-rotes Österreich von Minaretten durchbohrt wird: “Sie haben uns den Krieg erklärt. Der Islam ruft die Menschen auf, Terroristen zu sein, der Koran lässt daran keinen Zweifel”, führte Wilders aus, der das heilige Buch der Muslime mit Hitlers “Mein Kampf” vergleicht und dessen Verbot fordert.

Diesen Vergleich würde er “so nicht anstellen”, hatte Strache am Nachmittag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz vor Journalisten gesagt. “Allerdings hat man im Bereich des Islamismus schon das Gefühl, dass das der Faschismus unserer Zeit ist.” Von den Aussagen Wilders wollte er sich nicht distanzieren, die APA-Frage nach dem Trennenden zwischen beiden Parteien, ließ er trotz mehrmaligen Nachhakens unbeantwortet.

Unterschiede von PVV und FPÖ

Dass es aber doch manches gibt, was Wilders Partei für die Freiheit (PVV) von der FPÖ unterscheidet, wurde am Abend klar. Während die Islamkritik des Niederländers stets mit tosendem Applaus aus dem Publikum bedacht wurde, war dieser wesentlich zurückhaltender, als der Rechtspopulist dazu aufrief, Seite an Seite mit Israel zu stehen: “Israel ist ein Leuchtfeuer in einer sehr dunklen Gegend, wir alle müssen Israel unterstützen, denn kann Israel nicht in Frieden existieren, können wir es auch nicht”, sagte der 51-Jährige, der zwei Jahre in dem Land lebte.

Wilder: “Freie Ausreise für Jihadisten”

Einig waren sich Strache und Wilders aber in einer Reihe anderer Punkte. Etwa, dass westeuropäische Staaten potenzielle Jihadisten frei ausreisen lassen sollten: “Ja, wer gehen will, soll gehen, wir sollten ihn nicht aufhalten, nur hereinlassen sollten wir ihn nicht mehr”, forderte Strache in der Hofburg. Sein niederländischer Kollege hatte bereits am Nachmittag erklärt, es sei besser ausländische Kämpfer würden Verbrechen in Syrien oder dem Irak begehen, “als in meinem eigenen Land”. Zudem forderten beiden einen völligen Stopp von Migration aus islamischen Ländern nach Europa sowie angesichts der steigenden Anzahl von Mittelmeerflüchtlingen einen Austritt aus Schengen und eine Wiedereinführung nationalstaatlicher Grenzen.

Kritik an Wilders  in den Niederlanden

Die niederländischen Behörden wollten ihn zum Schweigen bringen, sagte Wilders schließlich voller Pathos. “Aber ich sage Ihnen, es wird ihnen nie, niemals gelingen. Ich war überall, um über den Islam zu sprechen, aber ich brauche auch Ihre Hilfe (…) Die Islamisierung drängt wieder zur Macht, die Zeit wird knapp für den Westen. Wenn Sie Österreich lieben, dann schlagen Sie Alarm, wenn Sie die Freiheit lieben, dann schlagen Sie Alarm, wenn Sie Ihren Mann oder Ihre Frau lieben, dann schlagen Sie Alarm, wenn Sie Ihre Kinder lieben, dann bitte schlagen Sie Alarm.”

Protest von NGOs in Wien

Kritik kam unter anderem von NGOs: Strache und Wilders würden versuchen “einen Keil zwischen die Menschen zu treiben” und täten dies “im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung in einem repräsentativen Gebäude der Republik, sagte Alexander Pollack, Sprecher von SOS-Mitmensch im Vorfeld der Veranstaltung gegenüber der APA. Die Menschenrechtsorganisation hatte zu einem Flashmob gegen “Hetze gegen MuslimInnen” auf dem Josefsplatz aufgerufen. Eine von der “Offensive gegen Rechts” angekündigt Demonstration auf dem Heldenplatz fand nicht statt, einige der Aktivisten schlossen sich stattdessen dem Flashmob am Josefsplatz an. Man sei hier, “um klar Nein zu Hetze und Diskriminierung zu sagen”, so Pollack.

“Meinungsfreiheit für Hetze missbraucht”

Unter den laut Polizei rund 60 Demonstranten fand sich auch die Menschenrechtssprecherin der Grünen, Alev Korun. Wilders und Strache würden “Meinungsfreiheit für Hetze missbrauchen”, monierte sie und forderte klare Worte der Regierung. “Hätten wir keine SPÖ und ÖVP, die sich in den vergangenen Jahren zunehmend der Politik der FPÖ angenähert hätten, wäre diese heute nicht so salonfähig.”

Türkenbelagerung in Hofburg thematisiert

In der Hofburg bemühte Wilders zum Abschluss einmal mehr den an diesem Abend oft strapazierten Verweis auf die Abwehr der Türkenbelagerung 1683 durch König Jan Sobieski: “Meine Freunde, Johann Sobieski ist nicht tot, er lebt in uns, wir fühlen sein Herz in unserer Brust schlagen und mit ihm und mit den Helden von 1683 sagen wir: ‘Wir werden die Tore Wiens verteidigen. Wir werden den Islam besiegen. Lang lebe die Freiheit, lang lebe Österreich, lang lebe die Niederlande, lang lebe der Westen!” Das Publikum zollte ihm Standing Ovations.

(apa/red)

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