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Zwettler: Flöttl ist ein Spieler

Ex-BAWAG-Generaldirektor Johann Zwettler hat nach seinem Geständnis im BAWAG-Prozess im „Standard“ (Dienstagausgabe) zur dadurch geschaffenen neuen Situation im Verfahren Stellung genommen.

Er habe sich sein Geständnis „reiflich überlegt“ und habe es noch vor den technischen Details der beiden Gutachter abgeben wollen. „Das ist ein Schritt, zu dem man sich entschließt, und dann geht man durchs Feuer oder durchs Eis, wie Sie’s sehen wollen“, beschrieb er seine Gefühlslage. Als für ihn größte Überraschung im Prozess nannte Zwettler die Erkenntnis, dass Investmentbanker Wolfgang Flöttl das Geld der BAWAG nur mit Leverage (Fremdfinanzierungs-Hebel, Anm.) mit Yen verloren habe. „Das habe ich vorher nicht gewusst. Der Prozess hat mich in vielen Dingen klüger gemacht“, sagte Zwettler: „Wolfgang Flöttls Leverage zu hundert Prozent auf den Yen – das ist der größte Hammer gewesen“. Wer hundert Prozent Leverage vom Dollar in den Yen drehe, sei ein „Spieler“, charakterisierte er den früheren BAWAG-Geschäftspartner.

Das verlorene Geld habe er, Zwettler, nicht, „da können Sie mich auf den Kopf stellen“. „Andere mögen etwas haben“, aber für derartige Gerüchte gebe es keine Beweise, meint Zwettler. „Ich kann nicht ausschließen, dass nicht doch noch etwas übriggeblieben ist.“

Bei seinem früheren Chef und Vorgänger an der Bank-Spitze, Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner, ortet Zwettler eine große Veränderung:

„Der Herr Elsner, der hier auf der Anklagebank sitzt, ist nicht mehr der Herr Elsner, den ich das letzte Mal bei meiner Pensionierung Ende 2005 gesehen habe. Er ist psychisch und physisch nicht mehr der Gleiche“, sagt Zwettler zum „Standard“.

Ob er Elsner und Flöttl durch seine Aussage betreffend des zu hoch angesetzten Vermögens von Flöttl „eingetunkt“ habe, wie der „Standard“ schreibt, will Zwettler nicht beurteilen. „Ich will mit meiner Aussage weder ein Judas noch ein Lügner sein. Vielleicht hat ja Herr Elsner in gutem Glauben gehandelt, das kann ich absolut nicht beurteilen; und was Herr Flöttl gemacht hat, weiß ich nicht.“

Auf die Frage, ob er mit einer Verurteilung bzw. einer Haftstrafe rechne, hält sich Zwettler bedeckt: „Wenn man einmal da vorne auf der Anklagebank sitzt, sieht man, dass alles möglich ist.“ Als seinen größten Fehler nennt Zwettler „Gutgläubigkeit“.

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