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Zweiter Prozesstag im Fall "Heisler": Deutsche "Baronin" schweigt

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Im Prozess gegen eine deutsche "Baronin", die den seit August 2007 in Südafrika vermissten Juwelier Friedrich Heisler aus Zell am See um 835.458 Euro erleichtert haben soll, haben am Donnerstag die Katzenpflegerin, die Altenbetreuerin und die Schwägerin des gebürtigen Wieners ausgesagt. Vorbericht

Sie belasteten die Angeklagte schwer, die weiterhin zu den Vorwürfen schwieg. Der Prozess wird nach einem weiteren Verhandlungstag am Freitag vertagt, da bis dahin nicht alle der rund 20 Zeugen einvernommen werden können.

Zu Beginn des zweiten Verhandlungstages bot sich am Donnerstag dasselbe Bild wie am ersten Prozesstag: Die “Baronin” hielt beim Betreten des Gerichtssaales eine blaue Mappe schützend vor ihr bleiches Gesicht. Zu den Betrugs- und Diebstahlsvorwürfen wollte die 55-Jährige keine Stellungnahme abgeben. “Mir geht es noch nicht so gut”, flüsterte sie der Vorsitzenden Lisa Bauer zu. Die in U-Haft sitzende Frau war am Vortag für eine Gewebeentnahme und Blutuntersuchung im Krankenhaus gewesen. “Das Ergebnis liegt noch nicht vor”, erklärte Verteidiger Peter Lechenauer.

Regungslos lauschte die Beschuldigte den Aussagen der Zeuginnen. Die Mitarbeiterin des Hilfswerkes hatte sie kurz vor Heislers Verschwinden in seiner Villa noch persönlich getroffen: “Die Baronin hat mir erzählt, dass sie die Möbel im Haus umstellen will. Von Heisler wusste ich, dass sie bei ihm einziehen will, wenn sie das Geschäft mit der Hausverwaltung abgegeben hat. Sie hat auch schon ihre Sachen in einen Kasten geräumt.” Für sie sei klar gewesen, dass diese Frau die neue Gefährtin von Heisler war.

Ganz anders soll die Beschuldigte ihre Beziehung zu dem Vermissten gegenüber jener Pinzgauerin dargestellt haben, die während des “Überraschungsurlaubes” ab 10. August die drei Katzen des Juweliers füttern sollte. “Am 15. August lag ein von der Baronin unterschriebener Zettel am Tisch mit der Bitte, ich solle sie anrufen. Das hab ich nicht verstanden. Heisler sagte, sie wollten 14 Tage wegbleiben.” Am Telefon erklärte dann die “Baronin”, sie sei nicht mit ihm weggefahren, sie kenne ihn nicht gut und sei glücklich verheiratet. “Sie habe eine Vollmacht bekommen und richte nur alles her, bis er wiederkommt”, schilderte die Zeugin das Telefonat.

Eigenartig erschien der Katzenpflegerin auch, dass in der Villa plötzlich ein großes Gemälde und eine mit Edelsteinen verzierte Standuhr fehlten. Weil der Juwelier zum Arzttermin am 11. September immer noch nicht aufgetaucht war, übergab sie der Polizei den Wohnungsschlüssel und einen blanko unterschriebenen Überweisungsschein, den ihr die Baronin hinterlegt hatte.

Die Vermisstenanzeige brachte schließlich im Oktober die Schwägerin des Juweliers ein. Die Angeklagte hatte die Tirolerin am 17. September besucht, ihr einen Kopie von Heislers Reisepass und eine von ihm unterschriebene Vollmacht gezeigt. “Sie fragte, ob ich diese Unterschrift kenne, und hat mir erzählt, er sei nach Kuba geflogen, weil er von der Polizei wegen Pädophilie gesucht werde”, wunderte sich die Zeugin.

Dass Heisler mit der ehemaligen Stasi-Mitarbeiterin vom Flughafen München aus nach Johannesburg geflogen ist, gilt als erwiesen. Die beiden wurden am 10. August auf der Fahrt nach München von einem Radargerät geblitzt, und haben später am Flughafen eingecheckt. In Deutschland läuft gegen die 55-Jährige ein Verfahren wegen Mordes an Heisler.

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