Ein ungewöhnlicher Taxiüberfall hat am Mittwoch ein Wiener Schwurgericht beschäftigt. Der 22 Jahre alte Täter war in Wahrheit nämlich nicht auf Bargeld aus, sondern wollte von der Polizei erschossen werden. Sein Opfer chauffierte ihn jedoch stattdessen ins Spital. Das Urteil ist bereits rechtskräftig: Zweieinhalb Jahre unbedingt wegen schwerer Nötigung.
Täter wollte “Selbstmord” begehen
Ich hab nur mehr an Selbstmord gedacht. Ich hab an nix anderes mehr denken können, erklärte der Angeklagte. Aus diesem Grund hatte er sich in der Nacht auf den 26. März 2005 mit einer Gaspistole in ein Taxi gesetzt. Sein Plan war, den Lenker einzuschüchtern, ihn auszurauben, dann das Eintreffen der Polizei abzuwarten und im Kugelhagel zu sterben.
Taxifahrer spielte den Psychologen
Stattdessen verwickelte ihn der Taxifahrer in ein eineinhalbstündiges Gespräch und brachte ihn am Ende zur Behandlung in ein Spital, nachdem ihm der Räuber die Waffe sowie die Beute von 80 Euro ausgehändigt hatte. Auch einen schön formulierten Abschiedsbrief bekam das Opfer noch vorgelesen. Er ist für mich ein krankes Wesen, meinte der 50-Jährige im Zeugenstand über den Angeklagten.
Mann war mehrfach vorbestraft
Im Juli des Vorjahres war der mehrfach vorbestrafte junge Mann aus dem Gefängnis entlassen worden. Dort hatte er Bekanntschaft mit Heroin gemacht. Als Süchtiger fand er keinen Job, auch seine Freundin lief ihm davon. Schließlich sah er keinen Sinn mehr im Leben und kaufte sich eine Pistole.
Wollte nicht auf sich selber schießen
Ich wollt eine richtig scharfe, hab aber nur eine Gaspistole gekriegt. Ich hab nicht aufgepasst, schilderte der 22-Jährige. Trotzdem habe er sich mehrmals die Waffe angesetzt: Probiert hab ichs. Aber es ist nicht gangen. Daher suchte er nach einer Methode, wo ich nicht auf mich selber schießen muss.
Taxler wollte nicht Polizei rufen
Der Taxler bewahrte allerdings die Ruhe, obwohl ihn sein später Fahrgast mit der gezückten Waffe bedrohte. Dieser gestand ihm schließlich, dass er in Wahrheit gar nicht aufs Geld aus sei. Ich hab ihn angebettelt, dass er die Polizei ruft, damit mein Plan klappt. Aber er wollte nicht, so der Angeklagte.
Täter hinterließ seinen Ausweis
Im Spital, wo ihn der Lenker abgesetzt hatte, wurde der Lebensmüde übrigens nicht behandelt. Man verwies ihn an ein anderes Krankenhaus, wo man sich ebenfalls für nicht zuständig erklärte. Der 22-Jährige ging zu Fuß nach Hause und wurde dort am nächsten Tag festgenommen – er hatte seinem Opfer seine Ausweise überlassen, damit der mich anzeigen kann.