Bevor es für das Team von Teamchef Roger Bader so richtig ernst wird, steht am Donnerstag um 20:20 Uhr noch das Highlightspiel gegen den 28-fachen Weltmeister Kanada auf dem Programm. Gegen Sydney Crosby und Co. ist die ÖEHV-Auswahl krasser Außenseiter.
Starke Auftritte, späte Belohnung
Es waren zwei Auftritte, die aufhorchen ließen. Gegen den amtierenden Weltmeister Finnland führte man bis zwei Minuten vor Schluss, gegen Gastgeber Schweden stand man in einer ausverkauften Avicii Arena erneut kurz vor einer Sensation. Doch Zählbares blieb aus. „Wir können uns im bisherigen Turnier nicht viel vorwerfen“, sagt der bei Ambri-Piotta in der Schweiz spielende Dominic Zwerger im Gespräch. „Wir haben gegen die ganz Großen mitgehalten, lagen gegen beide in Führung – das war eine Topleistung.“ Und dennoch: Die Punkte fehlten.

Dann kam das Spiel gegen die Slowakei – ein Nervenspiel, das erst im Penaltyschießen entschieden wurde. Der erste Sieg und zwei wichtige Zähler, die auch psychologisch ein Befreiungsschlag waren. „Ich würde nicht sagen, dass da ein Knoten geplatzt ist“, meint der Stürmer nüchtern. „Aber wir haben uns endlich für eine couragierte Teamleistung belohnt. Das war vor allem für den Kopf extrem wichtig.“

Ruhe vor dem Sturm
Zwei Ruhetage – im dichten WM-Kalender fast ein Luxus – verhalfen dem Team zu einer wichtigen Atempause. „Das war für uns eine neue Erfahrung“, so Zwerger. „Umso wichtiger war es, mit einem Erfolgserlebnis in diese Pause zu gehen. Das hat dem Teamgeist gutgetan.“

Denn der wird jetzt mehr denn je gefragt sein. Mit Frankreich und Slowenien warten zwei Gegner, die man schlagen muss, um den Klassenerhalt zu sichern. Druck? Nervosität? „Überhaupt nicht“, winkt der Schweiz-Legionär ab. „In diesem Turnier kann jeder jeden schlagen. Wir haben letztes Jahr Finnland bezwungen und sind dann gegen Großbritannien untergegangen."
"Wir müssen von Beginn weg da sein"
Gerade gegen Gegner auf Augenhöhe ist der Fokus entscheidend. „Wenn man denkt, es reicht mit 80 Prozent, wird man ganz schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt“, warnt Zwerger. „Es steht und fällt alles mit der Bereitschaft, jeden Gegner ernst zu nehmen – von der ersten Sekunde an", gibt der 28-Jährige die Richtung vor.

Als einer von drei Vorarlbergern im Team – neben Vinzenz Rohrer und Ramon Schnetzer – trägt Dominic Zwerger das Nationaltrikot mit besonderem Stolz. „Ich bin immer gerne dabei und sage nie ab, es ist eine Ehre, mit dem Adler auf der Brust spielen zu dürfen“, betont er. „Gerade nach der letzten WM, bei der wir eine Euphorie ausgelöst haben, ist es ein tolles Gefühl, das heuer wieder bestätigen zu können.“ Das Nationalteam wirkt gefestigt und weiß mit Rückschlägen mittlerweile gut umzugehen: „Wir sind ein echtes Team Österreich, jeder steht für jeden ein“, sagt Zwerger. „Der Teamgeist ist heuer noch stärker als im Vorjahr. Wir unterstützen uns auf und neben dem Eis, gleichen Fehler füreinander aus und pushen uns gegenseitig. Genau das macht unsere Mannschaft aus.“

Klares Ziel Klassenerhalt
In einer ersten Zwischenbilanz zeigt sich Dominic Zwerger zufrieden mit dem bisherigen Turnierverlauf: „Die Leistungen sprechen für sich. Wir haben es wieder geschafft, die Leute zu Hause vor den Bildschirmen mitzureißen und genau das ist auch eines unserer Ziele.“ Sportlich bleibt der Fokus jedoch klar: „Der Klassenerhalt hat absolute Priorität.“ Alles, was darüber hinaus noch kommt, sei eine Draufgabe. Nun richtet sich der Blick auf die beiden entscheidenden Spiele – am Freitag gegen Frankreich und am Sonntag gegen Slowenien. Zwei Spiele, in denen es um alles geht.
(VOL.AT)