Auf die Bedeutung der Migranten für die Wiener Wirtschaft und besonders für die Nahversorgung wies Integrationsstadträtin Sonja Wehsely (S) am Donnerstag bei einer Marktbegehung hin. Ein Großteil des beschäftigten Personals auf den Wiener Märkten besteht demnach aus Zuwanderern. Insgesamt leiten diese ein Drittel der Ein-Personen-Unternehmen in der Bundeshauptstadt.
Leistungen zu wenig gewürdigt
Besonders bei den Nahversorgern, auf Märkten und im Gastgewerbe sei der Anteil der Zuwanderer sehr hoch, so Wehsely. Deren Leistungen würden aber viel zu wenig gewürdigt, dabei seien sie zu einem Gutteil für das Wohlbefinden in der Stadt verantwortlich. Wobei die Arbeit oft schwer sei: Der Arbeitstag als Marktstandler beginne etwa um 2.00 Uhr früh und ende nicht selten erst um 21.00 Uhr.
Laut dem Wiener Wirtschaftsverbandspräsidenten Fritz Strobl sind von den etwa 71.500 aktiven Betrieben in der Bundeshauptstadt fast die Hälfte (31.000) so genannte Ein-Personen-Unternehmen. Nach Strobls Schätzungen ist etwa jeder Dritte davon in der Hand eines Zuwanderers. Die klassischen Berufe in dieser Sparte sind Schuster oder Marktstandler.
Viel Arbeit, weniger Rechte
Nicht in allen Bereichen haben die geschäftstreibenden Migranten gleiche Rechte wie die Österreicher, kritisierte Strobl. So seien sie etwa bei den Wirtschaftskammerwahlen im kommenden Jahr vom passiven Wahlrecht ausgeschlossen. Schwierig sei außerdem die Situation der Frauen, die neben dem kleinen Betrieb auch noch ihre Familie versorgen müssen. Eine Karenz zur Pflege Angehöriger sei nicht möglich. Für diese Gruppe kündigte Strobl eine Kinderbetreuung an den Einkaufssamstagen in der Adventszeit an.
Wehsely wies darauf hin, dass es nötig sei, auf Landes- und Bundesebene zu klären, in welchen Bereichen Zuwanderer künftig gebraucht werden. Sonst könne es passieren, das die Wirtschaft speziell im Bereich der Nahversorgung schon in rund zehn Jahren große Personalprobleme bekommen könne.