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"Zuviel": Hundert Bankfilialen in Wiener City

Droht trotz Überpräsenz das Ende der klassischen Bankfiliale?
Droht trotz Überpräsenz das Ende der klassischen Bankfiliale? ©Bilderbox
Von den 600 Bankfilialen in Wien liegen rund hundert im ersten Bezirk. Für Raiffeisen-Mann Georg Kraft-Kinz ist das "mit Sicherheit zu viel", das Internet würde die klassischen Filialen killen.

Von den rund 5.000 Filialen von Banken in Österreich liegen mehr als 600 in Wien – davon hundert im ersten Bezirk. “Das ist mit Sicherheit zu viel”, meint Georg Kraft-Kinz, Vizechef der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien. Weil Kunden immer seltener Bankschalter aufsuchen, haben viele Häuser schon Filialen fusioniert. Wegrationalisieren will die Bankstellen aber niemand mehr.

“Vor zehn Jahren haben uns alle Berater gesagt, das Filialgeschäft wird untergehen. Jetzt sagen sie uns das Gegenteil”, sagte Kraft-Kinz. Die RLB NÖ-Wien hat selber 70 Standorte in Wien. “Wir gehen sehr ruhig mit dem Thema um. Wir brauchen die Filialen.”

Internet verdrängt Reisebüros

Bei einer Diskussion am Dienstagabend hat sich Kraft-Kinz mit Parallelen im Schicksal von Bankfilialen und Reisebürofilialen befasst. Er sitzt unter anderem im Beirat von Raiffeisen-Reisen. Beide Schienen leben mit wachsender Konkurrenz durch elektronische bzw. Internet-Abwicklungen. Die Banken haben selber Direktbankschienen.

Das Internet wird die Reisebüros ebenso wenig killen wie die Bankfilialen, ist Kraft-Kinz überzeugt. “Wir müssen uns natürlich darauf einstellen, dass die Besuche in den Bankfilialen weiter zurück gehen”. Das heiße nicht, dass der Beratungsaufwand weniger wird.

Echte Menschen statt Call-Center

“Kleine alltägliche Abwicklungen oder auch Sparbuchverlängerungen wird man in Zukunft sicher online mit seinen Bankberatern abschließen. Und man kann viele Reisen direkt buchen. Es will aber keiner nur ein Call-Center als Gegenüber, sondern echte Menschen, wenn es drauf ankommt.” Örtliche Präsenz ist für Kraft-Kinz Element der Grundbetreuung, letztlich auch fürs Marketing “Wir werden nie darauf verzichten können.”

“Alle Direktschienen funktionierten immer nur dann, solange alles easy läuft. Aber unser Leben ist kein langer ruhiger Fluss, sondern voller Veränderungen, Gefahren und Überraschungen.” Im Reisebüro erwarte er sich ebenso wie in der Bank ruhige Berater, die Nerven bewahrten, wenn es Probleme gebe oder sich die Lebenssituation ändert. Das sei in der Reisewelt ebenso normal wie in Finanzdingen.

Persönlicher Nutzen

Künftige Generationen von Bankkunden werden nach Prognosen der Kreditwirtschaft dann in die Filiale kommen, wenn es wichtig ist, und wenn ihr persönlicher Nutzen damit steigt. Sie müssten sich laut Kraft-Kinz aber darauf einstellen, dass sich die Bank zur Beratung um Kundentermine bemühe. “Sie stürmen ja auch nicht zum Arzt hinein und sagen ihm, dass Sie Zahnweh haben. Beim Friseur machen Sie sich auch Termine aus”. Für Beratung haben die meisten Banken durchwegs längere Zeiten als die Schalterzeiten.

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