Zurückgewiesene Blutspenden von Muslime: Rotes Kreuz entschuldigt sich
Die Leiterin der Wiener Blutspende-Zentrale, Eva Menichetti, erklärte im Gespräch mit der APA, dass man an einer bundesweit einheitlichen Regelung im Umgang mit derartigen Fällen arbeite.
Die Islamische Religionsgemeinde Linz hatte am Dienstag kritisiert, dass eine von ihr geplante Blutspende-Aktion vom Roten Kreuz abgelehnt worden sei. Als Begründung sei angeführt worden, dass Menschen muslimischer oder türkischer Herkunft dafür aus medizinischen Gründen nicht infrage kämen. Auch andere oö. Vereine hätten diese Erfahrung gemacht. Der ärztliche Leiter der Blutzentrale Linz, Christian Gabriel, begründete das mit dem erhöhten Vorkommen von Hepatitis-B-Antikörpern in Südosteuropa.
Blut von Muslime abgewiesen
Jeder, der in Hepatitis-B-Zonen geboren oder aufgewachsen sei, sei vom Blutspenden ausgeschlossen, erklärte Menichetti. Wenn Angehörige der zweiten Generation nicht akzeptiert worden seien, sei das “ein Missverständnis”. Die Zulassung zum Blutspenden habe nichts mit Religion oder einem Kulturkreis zu tun, sondern mit dem Herkunftsgebiet. Beispielsweise seien auch in Malariagebieten aufgewachsene Personen zeitlebens ausgeschlossen, ebenso jeder, der länger als sechs Monate in Großbritannien gelebt habe – wegen BSE.
“Menschen mit Migrationshintergrund sind bei uns als Blutspender jederzeit herzlich willkommen”, stellte Opriesnig klar, für die Zulassung einer Spende sei immer eine individuelle Einzelfallprüfung nötig. Üblicherweise werde das mit einem Verein, der eine derartige Aktion durchführt, im Vorhinein besprochen, erklärte Menichetti das Prozedere. Im Zweifelsfall würden die Leute eingeladen, beim Roten Kreuz direkt und nicht in ihren eigenen Räumlichkeiten zu spenden. Dann könne man leichter individuell prüfen, wer geeignet sei und wer nicht.
“Ich bedauere die Verärgerung, die durch die Ablehnung von Spendenwilligen durch die Blutzentrale Linz entstanden ist und entschuldige mich bei allen, die dadurch in ihren Gefühlen verletzt wurden”, stellte Opriesnig klar. Er betonte, dass für alle Menschen die selben gesetzlich geregelten Zulassungskriterien zum Blutspenden gelten würden. Die Sicherheit von Spender und Empfänger hätten dabei höchste Priorität, über die Zulassung entscheide derzeit ein Arzt aufgrund gesetzlicher Vorgaben.
Persönliches Treffen der Beteiligten
Im Konflikt hat es ein persönliches Treffen zwischen den beteiligten Parteien gegeben. Es sei gelungen klarzustellen, dass es sich in keiner Weise um ein diskriminierendes oder willkürliches Vorgehen gehandelt habe, so der oö. Rot-Kreuz-Präsident Walter Aichinger.
Linz. Der Erstkontakt sei ohne Zweifel “missverständlich” verlaufen, räumte Aichinger in einer Aussendung Mittwochabend ein. Bei einem persönlichen Treffen mit Vertretern der Religionsgemeinde seien die jeweiligen Anliegen aber “sachlich und offen” diskutiert worden. Er sei zuversichtlich, dass man in gemeinsamen Gesprächen eine Lösung finden werde.
(APA)