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Zurück zur ersten großen Liebe

Stefan Schlenker ließ sich in seinem Atelier in der CampusVäre beim Malen über die Schulter schauen.
Stefan Schlenker ließ sich in seinem Atelier in der CampusVäre beim Malen über die Schulter schauen. ©Laurence Feider
Stefan Schlenker widmet sich zunehmend der Malerei und hat ein Atelier in der CampusVäre.
Stefan Schlenker in der CampusVäre

Dornbirn. Die meisten kennen Stefan Schlenker als Zirkusdirektor des „Ganz kleinen Zirkus“ oder als Clown Dido, vielleicht auch noch als Kabarettist, Autor und Musiker. Kaum jemand weiß jedoch, dass die erste große Liebe des vielseitigen Künstlers der bildenden Kunst gehörte. „Ich glaube, ich hatte Farbstifte in der Hand, bevor ich gehen konnte. Mein Papa, ein evangelischer Pfarrer, hatte in seinem Büro immer Papier und Stifte und so lag ich oft bei ihm am Boden und habe gemalt und gezeichnet“, erzählt Stefan Schlenker (60). Im Alter von 15 Jahren hat eine Kunstlehrerin seine Leidenschaft fürs Malen weiter angefeuert. „Eine Zeit lang habe ich sehr intensiv gemalt, zuerst surreale Bilder, später auch fotorealistische, bevor ich mich zunehmend der Fotografie zugewandt habe“, so Schlenker.

Malerei wiederentdeckt

Als Stefan Schlenker später die Clownerie und den Zirkus für sich entdeckte, packte er Malstifte und Fotokamera weg. Er schrieb Bücher, spielte Theater, machte Musik und gründete 1992 den „Ganz kleinen Zirkus“, das Zirkus-Theater-Ensemble der Musikschule Dornbirn. Als Clown Dido spielte er sich in die Herzen vieler Kinder, die in den Genuss seiner Soloprogramme kamen. „Die Clownerei kam durch Corona zum Erliegen und ich habe festgestellt, dass es Zeit für etwas Anderes ist. So habe ich vor zwei Jahren wieder mit Malen begonnen“, so Schlenker. Dabei verfolgte er keine klare Linie, sondern hat Unterschiedliches ausprobiert. Bei Spaziergängen hat er zum Beispiel alles an Papieren vom Boden aufgehoben, was er finden konnte und daraus Collagen gemacht. Diese hat er dann wieder übermalt und weiter bearbeitet.

Raum in CampusVäre

Clown Dido hat Stefan Schlenker inzwischen in die Pension geschickt und den Ganz kleinen Zirkus weiß er mit seiner Tochter Johanna Schlenker zukünftig in guten Händen. „Da ich mich jetzt wieder intensiv der Malerei widme, meine neue Wohnung als Atelier aber gänzlich ungeeignet ist, habe ich mich nach einem Platz zum ungestörten Malen umgeschaut“, erzählt Schlenker. Den hat er in Halle 5 in der CampusVäre in Dornbirn gefunden. Diese bietet seit Herbst 2023 fixe und temporäre Ateliers und Werkstätten für zeitgenössische Künstler an. „Wenn ich nicht mit Zirkusprogrammen in der Turnhalle stehe, bin ich sehr oft in meiner Koje in der CampusVäre. Es ist eine wundervolle Atmosphäre hier, alle Künstler sind untereinander sehr hilfsbereit und wertschätzend“, schwärmt Schlenker.

Offenes Atelier

Kürzlich öffnete Stefan Schlenker seine Koje für alle Interessierten und lud zum Offenen Atelier in die CampusVäre ein. Besucher konnten ihm dabei beim Schaffen seiner Kunstwerke über die Schulter schauen. Schlenker arbeitet nach wie vor viel mit Collagen und hat ein ganzes Archiv an historischen Briefen, alten Magazinen, Illustrierten, Rechnungen und Urkunden, die er dafür verwendet. Besonders gut eignet sich für die Übermal-Technik das Papier der Vorarlberger Nachrichten, wie Stefan Schlenker als treuer VN-Abonnent verrät. „Jahrgang 1963 bin ich das typische Legokind. Man hat im Leben bunte Klötze, aus denen man alles bauen kann. So ist es für mich auch mit dem Malen – ich habe viele Materialien, aus denen immer wieder Neues entstehen kann“, erklärt Stefan Schlenker.

Viele Pläne

Seine Kreativität teilt der Künstler gerne mit Anderen und bietet zum Beispiel Kurse in „Art Presso“ an. Dabei trifft man sich zuerst auf einen Kaffee und verwendet dann den letzten Tropfen Espresso, um daraus ein Kunstwerk entstehen zu lassen. Wer sich für die Malerei und Kurse von Stefan Schlenker interessiert, wird demnächst mehr darüber auf seiner Webseite www.stefanschlenker.de erfahren. Der Online-Auftritt muss aber erst überarbeitet werden. (lcf)

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