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Zum zweiten Mal "sub auspiciis" promoviert

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Die 28-jährige gebürtige Salzburgerin Angelika Riemer wird am 11. März an der Universität Wien zum zweiten Mal „sub auspiciis praesidentis“, also im Beisein des Bundespräsidenten, promoviert.

Dieses „Kunststück“ haben bisher nur zwei Studenten zusammengebracht: alle Oberstufen-Klassen einer höheren Schule mit Vorzug absolviert, die Matura mit Auszeichnung abgelegt, an der Universität alle Diplomprüfungen und die Dissertation mit „sehr gut“ beurteilt – und zwar in zwei Studien. Die Uni Wien wertet die doppelte „sub auspiciis“-Promovendin als „akademische Sensation“.

„Einen einzigen Zweier“ musste Riemer in ihrer Ausbildung hinnehmen, „in Turnen in der ersten Klasse Gymnasium“, erzählt die am 18. November 1976 in Salzburg geborene Akademikerin im Gespräch mit der APA. Dabei habe sie niemals viel lernen müssen, „ich konnte mich immer in den Stunden wirklich konzentrieren und hatte dadurch am Nachmittag viel Zeit“. Das habe auch zu „Neid“ und einer gewissen Isolation in der Schule geführt. Das besserte sich, als sie 1995 an der Uni Wien Medizin zu studieren begann, da hätte man sich mit ihr über einen „Einser“ gefreut.

An eine Promotion „sub auspiciis“ habe sie während ihres Studiums dennoch nicht gedacht. Vor allem habe sie immer ins Ausland gehen wollen und ein Semester in Australien und Großbritannien studiert, wo das Erreichen guter Noten nicht so einfach sei. Prompt habe sie dann in Großbritannien „nur“ ein „B“ bekommen. Weil die Briten aber eine sechsteilige Notenskala hätten, stufe man in Österreich sowohl „A“ als auch „B“ als „Sehr gut“ ein. Erst als das klar war und sie nur mehr zwei Prüfungen vor sich hatte, habe sie „einen gewissen Druck“ gespürt und an die „sub auspiciis“-Promotion gedacht.

Weil klar war, dass sie forschen wolle, habe sie eine – im Medizin-Studium nicht vorgeschriebene – Dissertation geschrieben und anschließend gleich mit einer Facharzt-Ausbildung in Immunologie begonnen. Als sich dann die Möglichkeit für ein Doktoratstudium in Molekularer Biologie bot, das sie mit nur wenigen notwendigen Ergänzungen an ihr Medizin-Studium anschließen konnte, habe sie die Gelegenheit ergriffen – und in gewohnter Weise in zwei Jahren mit „Sehr gut“ abgeschlossen. „Das ist ideal, denn jetzt kann ich in meiner Arbeit beide Blickwinkel, den medizinischen und den naturwissenschaftlichen, vereinen“, so Riemer, die am Institut für Pathophysiologie am AKH an der Entwicklung von Impfstoffen gegen Brust- und Dickdarmkrebs arbeitet.

Ihre Eltern „platzen vor Stolz“, berichtet Riemer. Ihre zweite Dissertation habe sie ihrer Mutter gewidmet, habe diese doch ihr eigenes Doktorats-Studium kurz vor Abschluss abgebrochen, weil sie auf die Welt gekommen sei. Als „Workoholic“ fühle sie sich gar nicht, „ich arbeite gerne, aber ich gehe auch gerne nach Hause“. Dort liest sie gerne, geht Wandern und Spazieren, um den Tageslichtmangel in den Labors auszugleichen.

Seit 1952, so weit reichen die Aufzeichnungen im Bildungsministerium, wurde in Österreich bisher nur zwei Personen die Doktorwürde zwei Mal „sub auspiciis“ verliehen: Nach einem „Vorzugs“-Studium an der Technischen Universität (TU) Wien absolvierte Helga Beer-Ebenberger 1989 ihr zweites Doktorat in Geisteswissenschaften an der Uni Wien ebenfalls mit „Sehr gut“. Und Christian Buchta schloss – nach „sub auspiciis“-Abschluss seines Mathematik-Studiums an der TU Wien – 1993 ein Jus-Studium an der Uni Wien ebenfalls „unter den Augen des Bundespräsidenten“ ab.

Gemeinsam mit Riemer werden am 11. März noch weitere zwei Studenten der Uni Wien „sub auspiciis“ promoviert – allerdings „nur“ in einem Studium: dabei handelt es sich um den 1971 in Gratkorn (Steiermark) geborenen Franz Winter, der seinen vierten akademischen Titel einheimste: Winter schloss 1994 sein Studium der klassischen Philologie mit dem Magistertitel ab, 1998 ein Theologie-Studium ebenfalls mit dem Magisterium. Bereits 2000 erhielt er den Doktortitel der Philosophie, nun folgt ein weiteres Doktorat – diesmal „sub auspiciis“ im Fachbereich Religionswissenschaft. Der 1977 in Innichen (Südtirol) geborene Armin Rainer absolvierte an der Universität Salzburg ein Mathematik-Studium. Das daran anschließende Doktoratstudium an der Uni Wien schließt er nun „sub auspiciis“ ab.

Bei der Promotion am Rektorstag der Uni Wien am 11. März wird Bundespräsident Heinz Fischer erstmals an der Alma mater rudolphina die Ehrenringe der Republik überreichen. Für Angelika Riemer ist das eine zweite Chance, tatsächlich „unter den Augen des Bundespräsidenten“ promoviert zu werden. Denn bei ihrer ersten Auszeichnung ließ sich der damalige Bundespräsident Thomas Klestil wegen eines Staatsbesuchs von seinem Kabinettschef vertreten.

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