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Zum Tod der S 18 gab's Sekt

Katharina Lins’ Handy klingelte. Die Kunde vom Urteilsspruch überbrachte ihr der Rechtsvertreter der Ortsgemeinden Au und Lusten au, Michael Konzett, höchstpersönlich.

Und was geschah dann? „Wir haben einen Sekt aufgemacht. Ich hätte nicht gedacht, dass alles jetzt so schnell geht“, schildert Vorarlbergs Naturschutzanwältin Katharina Lins. Für sie ist klar: „Die Entscheidung bedeutet schlicht und einfach, dass die S 18 tot ist. Es ist zwar nicht grundsätzlich ausgeschlossen, dass durch ein Natura-2000-Gebiet eine Straße gebaut werden kann, aber es ist sehr schwierig“, sagt Naturschutzanwältin Lins im „VN“- Gespräch.

„Kein schneller Tod“

Seit 1994 ist ihr Name untrennbar mit Naturschutz im Land verbunden, seit damals ist sie mit der S 18 beschäftigt. „Es war für die Politik ungnädig, dass die S 18 keinen schnellen Tod gestorben ist – sondern in Raten“, bilanziert sie. „Das Warten auf die endgültige Beerdigung hat viel Zeit gekostet.“

Katharina Lins fordert jetzt endlich ein offenes Planungsverfahren – und dass alle die Ziele im Auge behalten: „Es geht um die Verbindung in die Schweiz und die Entlastung der Bürger.“ Dabei sei aber nicht festgeschrieben, dass die Lösung zwingend in einem Straßenprojekt bestehe. „Bisher galt das Dogma, dass es eine Schnellstraße werden muss.“ Der Grund: „Weil eine Schnellstraße von der Asfinag bezahlt werden muss und eine Landesstraße eben vom Land“, so Lins.

Die Naturschutzanwältin sitzt zwischen allen Stühlen, bei ihr treffen Interessenkonflikte aufeinander. “Übertrieben harmoniebedürftig darf man in meinem Job nicht sein – aber es dominiert nicht immer nur Streit und Kampf“, sagt die 39-Jährige. Pro Jahr behandelt die Naturschutzanwaltschaft 800 bis 1000 Verfahren. „Nur bei einer Hand voll geht es hart auf hart – überhaupt werden nur zehn Prozent der Verfahren abschlägig beschieden.“

Privat nicht anders

„Ich bin auch privat nicht besonders harmoniebedürftig, brauche halt etwas Entspannung und möchte etwas Konstruktives machen“, verrät die Naturschutzanwältin über ihr Privatleben. „Zum Beispiel meinen eigenen Garten anlegen.“ Der sehe zwar etwas verwildert aus, „aber das ist der ökologische Anspruch – und natürlich auch Faulheit“, lacht Lins.

Wird nach dem Urteil jemals eine Straße namens S 18 im Land gebaut werden? „Es wird unter Umständen neue Straßen geben – aber keine mit dem Namen ,S 18Ñ.“

ZUR PERSON

DI Katharina Lins

  • Beruf: Naturschutzanwältin
  • Geboren: 31. Mai 1967 in Bregenz
  • Familie: ledig, lebt in Mäder
  • Ausbildung: Studium an der Boku: Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung
  • Laufbahn: seit 1994 Stellvertreterin, seit 1997 leitende Naturschutzanwältin
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