Ludesch. Im Haus ihrer Nichte Roswitha, in dem sie seit 26 Jahren gewohnt hatte, wurde Frau Anna Vogel, die im September vorigen Jahres schwer erkrankte, bis zuletzt liebevoll gepflegt und betreut.
Die Verstorbene wurde 1922 in Gorjani in Jugoslawien geboren. Sie besuchte vier Jahre die deutschsprachige Schule und arbeitete danach in der hauseigenen Landwirtschaft. 1942 heiratete sie ihren Mann Michael Vogel, der kurz danach zum Kriegsdienst einberufen wurde. Die damaligen schrecklichen Kriegsverhältnisse erforderten die Flucht vor den Partisanen. Gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter samt Pferd und Wagen flohen die Frauen nach Österreich. Ihr ganzes Hab und Gut mussten sie zurücklassen. Als sie in Köflach/Steiermark ankamen, nahm man den Frauen auch noch die beiden Pferde weg, mit der Begründung, dass diese für den Kriegseinsatz benötigt würden. Im Pferdegestüt Piber, bei den Lipizzanern, fand die Verstorbene eine Arbeit und später in einer Schule. Als ihr Ehemann aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, wurde mit viel Fleiß und Mühe ein kleines Eigenheim in Graz/Umgebung gebaut. Leider blieb das Ehepaar kinderlos und so lud Frau Vogel immer wieder die Kinder ihrer Schwester, die in Ludesch verheiratet war, ein, die Ferien bei ihr zu verbringen.
Hilfsbereit
Ihrer Nichte Roswitha gefiel es so gut bei ihrer Tante, dass sie nach dem Schulabschluss zu ihr nach Graz zog. Mittlerweile war der Ehemann von Frau Vogel tödlich verunglückt. Ein leidvoller Schicksalsschlag, den sie nur sehr schwer verkraften konnte. Ihre Nichte lernte bei einem Aufenthalt in Ludesch ihren Martin kennen und kehrte nach Ludesch zurück, um zu heiraten. Als die beiden ein neues Haus bauten, war es selbstverständlich, für ihre Tante Anna eine Wohnung im Eigenheim einzurichten. Frau Vogel war glücklich, dass sie im Hause der Nichte einziehen konnte, und übersiedelte von Graz nach Ludesch. Besonders freute sie sich über die Familienvergrößerung durch die Kinder Ines, Anja und Simon, deren Aufwachsen sie mit viel Liebe und Hilfe verfolgte.
Lebensinhalt Garten
Auch ein großer Garten, den sie mit Begeisterung pflegte und betreute, bedeutete ein Stück Lebensinhalt der Verstorbenen. Die Großnichte Anja fasste es beim Bestattungsgottesdienst in einem Satz zusammen: “Liabi Tante, schö dass du bei üs gsi bischt.”