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Zum Bankraub überredet: Acht Jahre Haft

Symbolfoto
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Taschendieb ließ sich vom Stiefbruder seiner Freundin zum Bankraub überreden - Zu sechst überfielen die Chilenen in Profi-Manier ein Bank-Institut in Wien-Ottakring.

In Profi-Manier überfiel eine sechsköpfige Bande am 10. November 2003 eine Filiale der Erste Bank in Wien-Ottakring: Mehrere Kunden wurden zu Boden gestoßen und mit Faustfeuerwaffen und einem Messer in Schach gehalten, die Kassierin bekam zwei Bombenattrappen „vorgesetzt“. Die Beute konnte sich mit 90.000 Euro sehen lassen. Am Dienstag wurde einer der allesamt aus Chile stammenden Täter im Straflandesgericht verurteilt. Ein Schwurgericht (Vorsitz: Ulrike Psenner) verhängte über Luis B. Jahre acht Haft. Das Urteil ist rechtskräftig.

Seit 13. Lebensjahr Taschndieb

Der Mann, der nie eine Schule besucht hat und weder lesen noch schreiben kann, ist seit seinem 13. Lebensjahr als Taschendieb tätig. 2000 kam er nach Europa, wo er vor allem in England und Frankreich seinem Beruf nachging. Im Herbst 2003 übersiedelte er nach Wien („Ich wollte es hier auch ein Mal versuchen“) und verliebte sich in eine Landsfrau.

Diese stellte ihm eines Tages ihren Stiefbruder vor, und der sprach Luis B. darauf an, ob er nicht bei einem Bankraub mitmachen wolle. Besagter Bruder soll einer Gruppierung angehören, der Kriminalisten unter der Bezeichnung „Messer-Bande“ – stets ist eine solche Waffe im Spiel, die Täter zeichnen sich durch eben so forsches wie wohl überlegtes Vorgehen aus – mehrere Banküberfälle in der Bundeshauptstadt zugeschrieben werden.

“Das ist dummer Stolz, vielleicht.”

„Er hat mir diese Arbeit angeboten. Ich habe das zwar nie gemacht gehabt, wollte aber nicht zurück stehen. Ich wollte nicht der sein, der weniger kann. Das ist dummer Stolz, vielleicht“, erklärte Luis B. den Geschworenen.

Einige Räuber reisten mit der Straßenbahn an, Luis B. traf zur vereinbarten Uhrzeit mit seinem Pkw vor der Bank ein. Die Kassierin befürchtete, echte Sprengsätze vor sich stehen zu haben. In Wahrheit handelte es sich dabei um einen in einen Rucksack gepackten Feuerlöscher und eine Schuhschachtel, in der eine Eieruhr tickte.

Rest der Bande hat sich in Luft aufgelöst


Nach dem Coup trennte sich die Bande, und mit Ausnahme von Luis B. konnte bisher keiner von ihnen festgenommen werden. Dem 34-Jährigen wurde sein Pkw zum Verhängnis: Im Juli 2004 wurde er über sein Fahrzeug in den Niederlanden ausfindig gemacht, verhaftet und Anfang September auf Ersuchen der österreichischen Justiz ausgeliefert. Seine Freundin und ihr Stiefbruder dürften sich inzwischen wieder in Südamerika befinden.

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