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Zukunft von CIA und FBI ungewiss

In der Zentrale für Terrorismus-Abwehr des US-Geheimdienstes CIA wird es eng. Seit dem 11. September hat sich der Mitarbeiterstab nahezu verdreifacht.

Seit dem 11. September hat sich der Mitarbeiterstab nahezu verdreifacht und liegt nun bei fast 1200 Personen. Auch das Geld stimmt. Eine Milliarde Dollar (1,085 Mrd. Euro) hat der Kongress nach den Terroranschlägen an Extramitteln für die Central Intelligence Agency bewilligt, und das soll erst der Anfang sein.

Entsprechend haben die CIA-Aktivitäten bei der Terrorbekämpfung inzwischen drastisch zugenommen. Wie eingeweihte Kreise schildern, wird „mit allen verfügbaren Mitteln“ daran gearbeitet, Terroristenchef Osama bin Laden und dessen Organisation El Kaida das Handwerk zu legen. „Heute, im Jahr 2002, sind mehr Spione zum Stehlen von Geheimnissen eingesetzt als jemals zuvor in der Geschichte der CIA“, zitierte die „Los Angeles Times“ kürzlich Jim Pavitt, Chef der Abteilung Geheimoperationen.

Auch beim Bundeskriminalamt FBI herrscht rege Betriebsamkeit. Direktor Robert Mueller will die Behörde reformieren und strebt als Hauptpunkt die Bildung einer so genannten Super Squad an, einer Zentrale, in der die Fäden aller Terrorismus-Ermittlungen weltweit zusammenlaufen sollen. Dadurch soll die Koordination der Arbeit innerhalb des FBI, aber auch mit anderen Behörden wie der CIA, verbessert werden.

Die Aktivitäten beider Terror-Bekämpfungsbehörden haben gute Gründe. FBI und CIA sehen sich im Zusammenhang mit dem 11. September schweren Vorwürfen ausgesetzt, deren Stichhaltigkeit der Kongress nun in Anhörungen klären will. Vor allem dem Bundeskriminalamt wird angelastet, Warnzeichen vor den Anschlägen missachtet oder falsch eingeschätzt zu haben.

Dabei kommen die Vorwürfe nicht nur von außen, sondern auch aus den eigenen Reihen. So von einer Außenstelle in Minneapolis, die angab, dass so viele Hinweise auf einen Terroranschlag vorgelegen hätten, dass im FBI-Quartier unweigerlich die Alarmglocken hätten schrillen müssen.

Die CIA muss sich erneut die Frage gefallen lassen, warum vor den Anschlägen auch nicht ein Hinweis aufgefangen wurde. Wie beim indischen Nukleartest 1998 wurde der Geheimdienst am 11. September überrascht und stand vor der Welt wieder blamiert da. Dabei schien sich die CIA gerade erst von einer anderen Panne erholt zu haben: Sie war 1999 für die irrtümliche Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad verantwortlich gemacht worden.

CIA und FBI, die sich traditionell als Rivalen betrachten, werden zudem mangelnder Informationsaustausch und insgesamt schlechte Zusammenarbeit bei der Terrorbekämpfung angelastet. Vor diesem Hintergrund ist in beiden Fällen klar: Weitere Schnitzer kann man sich nicht mehr erlauben. Für CIA und FBI steht die Zukunft auf dem Spiel.

Das gilt vor allem für die CIA mit ihrer Pannen-Vorgeschichte. Dürfte das FBI im Fall der Fälle mit einer Reorganisation und schmerzlichen Kompetenzverlagerungen davonkommen, halten Experten bei einem neuen krassen Versagen eine Zerschlagung der CIA für möglich. Das heißt, sie könnte dann das Schicksal der Einwanderungsbehörde INS teilen, die nach dem 11. September noch ein Visum für einen der Flugzeugentführer bestätigte und nun vor der Aufspaltung in zwei getrennte Behörden steht.

„Wir sind an einem Scheideweg“, räumt mit Blick darauf ein hochrangiger CIA-Beamter ein. „Wenn es einen neuen Terroranschlag gibt und wir werden wieder kalt erwischt, besteht die Gefahr, dass wir zerschlagen werden.“

Käme es so weit, dann läge es kaum an mangelnden Initiativen und Aktionen nach dem 11. September. Auch viele Kritiker räumen ein, dass seit dem 11. September bei CIA und FBI ein anderer Wind weht. „Die Moral und unsere Mission haben sich an diesem Tag schlagartig und drastisch geändert“, sagt ein weiterer hochrangiger CIA-Beamter. „Unsere Energie ist riesig, und es ist Schluss mit Reden und Konferenzen. (…) Wir haben ein Ziel, auf das wir uns konzentrieren. Es lautet: Wir werden diese Bastarde kriegen.“

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