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Zukunft der Ruine weiter ungeklärt

Ein Jahr nach dem Brand der Sofiensäle in Wien-Landstraße ist noch immer ungeklärt, was mit der Überresten des historischen Veranstaltungsorts geschehen soll.

Die Sofiensäle AG als Eigentümerin hat wiederholt angekündigt, die „Ruine“ einfach stehen zu lassen, sollte der Denkmalschutz für den historischen Saal aufrecht bleiben. Für einen Wiederaufbau finde sich kein Investor, so die Begründung. Vor allem von Seiten der FPÖ wurde der Ruf nach einer Unterstützung der öffentlichen Hand laut, die Rathaus-SPÖ hat das ausgeschlossen.

Abseits der Position der Eigentümergesellschaft herrscht bei so gut wie allen Beteiligten Einigkeit, dass das eng mit der Walzerdynastie Strauß verbundene Gebäude aus dem 19. Jahrhundert erhalten werden soll. Gedacht ist an eine kulturelle Nutzung, die Bürgerinitiative „Rettet die Sofiensäle“ schlägt etwa die Einrichtung eines Johann-Strauß-Zentrums vor.

Bis es soweit ist, könnte es aber noch einige Jahre dauern:
Derzeit sind die Reste der Sofiensäle vom Wiener Gemeinderat mit einer dreijährigen Bausperre belegt. Das noch vor dem Brand projektierte Kongress-, Hotel- und Bürozentrum darf daher nicht realisiert werden. „Damit wurde ein Schnellschuss des Eigentümers verhindert“, begründete Planungsstadtrat Rudolf Schicker (S) gegenüber der APA diese Entscheidung.

Es gelte nun, sehr sorgfältig ein neues, architektonisch hochwertiges Projekt zu entwickeln, in das die denkmalgeschützten Teile – großer Saal, Foyer und Fassade – integriert werden sollen. Erst danach soll eine neue Flächenwidmung erarbeitet werden: „In einem Areal, das so sensibel ist, hat eine 08/15-Widmung keinen Sinn.“ Nach Schickers Angaben gab es bereits Gespräche mit dem Bauunternehmer und Sofiensäle-Aufsichtsrat Julius Eberhardt.

Sofiensäle-Vorstand Karl Pistotnik sieht dagegen weiterhin keine Chance für ein derartiges Projekt. Gegenüber der APA blieb er bei seiner Position, dass mangels eines Investors „die Ruine stehen bleibt, wenn der Denkmalschutz bleibt“. Er warte weiter auf das Ergebnis seines Einspruchs gegen den Denkmalbescheid. Nach Angaben des Bundesdenkmalamt könnte dieses im Spätsommer vorliegen.

Im Raum steht auch weiterhin der Forderung der FPÖ, die Stadt Wien solle – unter Einbeziehung des geschützten Saales – aus Rentabilitätsgründen den Bau eines 50 bis 55 Meter hohen Hotels erlauben. Schicker will das „mit Sicherheit“ nicht zulassen, „das habe ich auch dem Herrn Eberhardt gesagt“. Denkbar ist für ihn nur eine Widmung mit Bauklasse 5, und damit eine Höhenbegrenzung auf 26 Meter. Auch eine finanzielle Unterstützung jenseits von Mitteln aus dem Altstadterhaltungsfonds schloss Schicker aus, ebenso wie den Kauf der Sofiensäle durch die Stadt Wien.

Besorgnis gibt es unterdessen um den Erhaltungszustand der Brandruine. Die Bürgerinitiative hatte wiederholt die Sicherungsmaßnahmen mittels Abdeckplanen als unzureichend bezeichnet und bereits im Vorjahr ein winterfestes Notdach gefordert. Ein Jahr nach dem Brand zeigte sich auch Manfred Wehdorn, Architekt und Denkmalschutzexperte, alarmiert: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Ganze zusammenbricht oder irreparabel ist. Das ist in drei Jahren kaputt, wenn es nicht in anderer Form gesichert wird.“

Auch im Bundesdenkmalamt gibt man sich kritisch, hält aber eine Konservierung der Mauern über mehrere Jahre bei einer guten Abdeckung für möglich. Ein Lokalaugenschein in der vergangenen Woche habe allerdings Negatives zu Tage gebracht, „da sind die Planen herumgeflogen und es waren Türen offen“, sagte Barbara Neubauer, interimistische Leiterin des Wiener Landeskonservatorats. Man habe sich daher schriftlich an die Bezirksverwaltungsbehörde gewandt, diese müsse die Angelegenheit nun überprüfen.

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