Ab Herbst muss vor dem Schuleintritt verpflichtend ein Kindergartenjahr absolviert werden. Das wird in Wien für Kinder unter drei Jahren Konsequenzen haben, befürchtet die ÖVP. Da es nicht ausreichend Plätze gebe, werde es zu einem Verdrängungswettbewerb kommen, zeigte sich VP-Gemeinderätin Monika Riha am Montag in einer Pressekonferenz überzeugt. Die Situation werde auch dadurch schwieriger, weil der Gratiskindergarten für alle Altersgruppen die Nachfrage verstärkt habe.
Wobei laut Riha es kein Gratis-Angebot für alle Wiener Kinder gibt: “Davon sind wir weit entfernt.” Lediglich die städtischen Einrichtungen könnten gebührenfreie Plätze anbieten. Bei den privaten Anbietern, bei denen es Kostenwahrheit gebe, sei das nicht möglich. Lediglich Reduktionen der Gebühren seien möglich.
Fast noch schwerer wiege jedoch die Frage der Verfügbarkeit von Plätzen, hieß es. Für ein bedarfsgerechtes Angebot würden rund 10.000 fehlen. Zudem hat sich Wien nach Ansicht der ÖVP zu wenig auf die Kindergartenpflicht für die fünf- bis sechsjährigen Sprösslinge vorbereitet. Um diesen den Besuch zu ermöglichen, werden laut Riha Kinder unter drei Jahren benachteiligt. Nur jedes vierte Kind habe die Chance, einen Platz in einer Krippe zu bekommen – damit sei für Mütter der Wiedereinstieg ins Berufsleben oft infrage gestellt.
Erschwerend komme hinzu, dass es an fachlich geschultem Personal mangle. Nur wenig habe sich zuletzt im Bereich der Ausbildung und der Anzahl der Ausbildungsplätze geändert, kritisierte Riha.
Sie fordert die Erstellung eines Entwicklungsplans für Kindergärten. Dazu solle zunächst der tatsächliche Bedarf an Betreuungsplätzen erhoben werden. Weiters müsse die Ausbildung akademisiert und die Gruppen verkleinert werden. Außerdem solle ein Rechtsanspruch auf einen vorschulischen Betreuungsplatz in der Landesgesetzgebung verankert werden, verlangte die VP-Politikerin.
Kritik am Angebot kam am Montag auch von der FPÖ. Seit mittlerweile fast einem Jahr gebe es den “Gratiskindergarten” in Wien und noch immer würden nicht genügend Betreuungsplätze für die Kinder geschaffen, beklagte der Kinder- und Jugendsprecher der FPÖ-Wien, Johann Gudenus, in einer Aussendung. Zudem gebe es zu wenig Betreuer, die vorhandenen seien “völlig überlastet”.
Die regierende SPÖ wies die Vorwürfe der Opposition zurück. Kindergartenplätze würden derzeit “massiv ausgebaut”. Zudem habe Wien als einziges Bundesland die Ausbildungsmöglichkeiten erweitert, betonte SPÖ-Gemeinderat Jürgen Wutzlhofer in einer Aussendung: “Allein heuer schaffen wir im städtischen und privaten Bereich über 2.500 zusätzliche Kindergartenplätze, im Vorjahr waren es ebenso viele.”
Die Plätze für Kinder unter drei Jahren seien seit dem Jahr 2007 von 12.131 auf 14.171 erhöht worden. Durch das verpflichtende Kindergartenjahr werden in Wien laut SPÖ rund 800 zusätzliche Plätze notwendig. “Sie gehen selbstverständlich nicht auf Kosten von Krippenplätzen”, versicherte Wutzlhofer.