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Zoll-Kontrollen am Wiener Flughafen ohne Hunde kaum möglich

Die wichtigsten Mitarbeiter beim Zoll: Die Hunde.
Die wichtigsten Mitarbeiter beim Zoll: Die Hunde. ©APA
Die Zollkontrollen am Wiener Flughafen wären ohne die drei vierbeinigen Mitarbeiter kaum möglich. Die Spürhunde sind nicht nur auf Artenschutz spezialisiert, sondern auch auf Drogen, Zigaretten oder Bargeld. Den Beamten vom Zoll ist aber alles Menschliche nicht fremd, so bemerken sie beispielsweise Liebesaffären auf den ersten Blick.
Kontrollen am Flughafen
Bei den Kontrollen in Wien

Regelmäßig finden am Flughafen auch Übungen für die insgesamt sechs Hunde des Zollamts statt. Im Lost & Found-Bereich ist gerade der zweijährige Labrador “Reno” sehr aufgeregt, weil er weiß, dass er gleich spielen darf. Martin Hödl, Bereichsleiter Ost im Diensthundewesen, versteckt ein Stück Schlangenhaut hinter einem der Gepäckstücke. Die Suche nach verbotenen Gegenständen ist Spiel für die Hunde, ob das Drogen, Bargeld, Zigaretten oder illegale Tiere sind. Am Ende steht immer der Erfolg für den Vierbeiner, deshalb wird auf jeden Fall etwas versteckt. “Wir trainieren den Weg der passiven Anzeige, das heißt, wenn der Hund etwas findet, erstarrt er”, erläutert Hödl.

“Reno” löst die Aufgabe bravourös und darf Pause machen. Gesucht werden vor allem überdurchschnittlich spielfreudige Vierbeiner als Spürhunde, sie sind auch besonders gelehrig. Auf den Labrador trifft dies jedenfalls zu.

Manchmal sind stärkere Kontrollen nötig

Im Rot-Grünkanal hat unterdessen die Mittagsspitze begonnen, diesmal etwas früher, weil der Flieger aus Punta Cana in der Dominikanischen Republik zwei Stunden Verspätung hat. Die Zöllner kennen natürlich ihre Pappenheimer: “Flüge aus Lateinamerika, Asien, auch Nordafrika sind vor allem im Suchtgiftbereich, aber auch beim Artenschutz interessant”, erläutert Gerold Teibinger. Orchideen kommen sehr oft aus dem südostasiatischen Raum.

Auch die Flieger aus der Türkei werden besonders genau kontrolliert, auch wenn der Teppichschmuggel stark zurückgegangen ist. Dann gibt es da noch die Shoppingparadiese Dubai und Doha. Oder Zürich, wenn es um Schmuck und Uhren geht. Und immer wieder geht es um Zigaretten und Alkohol, oft auch um Bargeld. Beträge über 10.000 Euro müssen deklariert werden. “Ein Passagier hat einmal 18.000 Euro im Gürtel eingenäht gehabt. Und wir hatten ein Ehepaar, das mit jeweils 9.999 Euro eingereist ist”, erzählt Bernhard Herics.

Zollkontrollen am Wiener Flughafen

Fingerspitzengefühl bei der Kontrolle ist gefragt, und manchmal auch eine dicke Haut. Nicht jeder Passagier ist von der Notwendigkeit von Zollkontrollen leicht zu überzeugen. “Man bekommt schon manchmal zu hören, dass man ein Nazi ist”, erzählt einer der Zöllner. Herics weiß von einem mittlerweile verstorbenen, sehr bekannten Ex-Tennisspieler zu berichten: “Wir haben ihn einmal erwischt. Die nächsten zehn Mal, wenn er uns gesehen hat, hat er uns seine Tasche hingeworfen und gesagt: ‘Kontrolliert’s sie’.”

Beamte bemerken Affären sofort

Den Beamten ist nach einigen Dienstjahren überhaupt noch kaum etwas Menschliches fremd. “Wenn sich ein Paar sehr innig noch beim Gepäckförderband voneinander verabschiedet und dann getrennt durch den Rot-Grünkanal geht, weiß man schon Bescheid”, sagt Herics.

In einem Fall jedoch hatte der männliche Partner allerdings eine sündteure Uhr am Armband. Die Zöllner hielten den aus Zürich einreisenden Passagier an. Die Frau, die mit ihm gekommen war und sich gerade beim Gepäckband von ihm getrennt hatte, kam dazu. Sehr aufgeregt ersuchte sie um größtmögliche Diskretion. Die Uhr am Handgelenk ihres Freundes war ein Geschenk für ihren Ehemann, der vor dem Tor auf sie wartete und dem sie weisgemacht hatte, sie sei nach Italien geflogen. 40.000 Euro habe ihre Rechnung letztlich betragen.

Aus dem Alltag der Zollbeamten

Selbst politisch bekommen die Zöllner so einiges mit. Herics kann Geschichten erzählen, von den freundlicheren und den weniger freundlichen Amtsträgern. Nur so viel: “Am freundlichsten war immer der Viktor Klima. Der war aber auch selbst einmal Finanzminister”, erzählt der Beamte.

Und dann war da noch die windige und verschneite Februarnacht im Jahr 1999, als Herics draußen bei der alten General Aviation – Schwechats Privatflugplatz – Dienst hatte. Mitten in der Nacht sei ein Privatjet der Lauda Air zum Auftanken angekommen und wollte gleich in den Gaza-Streifen weiterfliegen. “Ich kannte den Piloten recht gut. Er ist hereingekommen und hat gesagt: ‘Stell dir vor, wen ich an Bord hab’. Den Arafat.” Der Palästinenserpräsident Yassir Arafat war aus den USA auf dem Weg nach Hause, wo er unter der Ägide des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton mit Israel über eine dauerhafte Friedenslösung verhandelt hatte. Herics: “Der Pilot hat mich in den Flieger eingeladen, und da sah ich Arafat und habe ihm die Hand geschüttelt. Ich fragte ihn, wie es denn mit den Verhandlungen aussieht, und er meinte: ‘Ein kleines bisschen fehlt noch.’ Und machte mit dem Daumen und dem Zeigefinger ein entsprechendes Zeichen.” (APA)

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