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Zoll-Bilanz 2021: Mehr als 300.000 gefälschte Produkte beschlagnahmt

Nicht nur dieser Spürhund des Zolls hat am Flughafen Wien-Schwechat ganze Arbeit geleistet, wenn es um das Sicherstellen gefälschter Ware ging
Nicht nur dieser Spürhund des Zolls hat am Flughafen Wien-Schwechat ganze Arbeit geleistet, wenn es um das Sicherstellen gefälschter Ware ging ©APA/HELMUT FOHRINGER (Sujet)
Rund 150 Prozent mehr aus dem Verkehr gezogene Sendungen als 2020 verzeichnet der Zoll in Österreich: Im vergangenen Jahr wurden mehr als 300.000 gefälschte Produkte beschlagnahmt.
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8.210 Sendungen wurden vom Zoll aus dem Verkehr gezogen, was einer Steigerung gegenüber 2020 um rund 150 Prozent entsprach. Das geht aus dem Produktpirateriebericht 2021 hervor, den Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) am Donnerstag veröffentlichte. Die 317.814 gefälschten und beschlagnahmten Produkte hatten demnach einen Gesamtwert von 12,3 Mio. Euro, gemessen am Originalpreis.

Fälschungen online bestellen: Produktpiraterie ist strafbar

Die meisten gefälschten Waren wurden über das Internet verkauft und per Post geliefert. Die aus den Beschlagnahmungen resultierenden Rechtsverfahren stiegen ebenfalls exorbitant: um 122 Prozent gegenüber 2020 auf 14.808 Verfahren. Wer Fälschungen über das Internet bestellt, kann sowohl zivilrechtlich als auch strafrechtlich verfolgt werden, und das kann mit empfindlichen Geldstrafen geahndet werden, betonte das Finanzministerium in dem Zusammenhang.

"Produktpiraterie und die Verletzung der Rechte von gesetzestreuen Herstellern und Händlern ist ein enormes Problem für unsere Wirtschaft. Um die redlichen Unternehmerinnen und Unternehmer zu unterstützen, sind der Schutz und die Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums unerlässlich", betonte Brunner.

Chinesischer Versender zeichnet für Steigerung 2021 verantwortlich

Verantwortlich für die erhebliche Steigerung im Vorjahr war vor allem ein einziger chinesischer Versender, der von Ende 2020 bis März 2021 einige tausend Sendungen mit extrem günstigen, gefälschten Markenartikeln - vor allem Textilien, Schuhe, Taschen, Brieftaschen bis hin zu Mund-Nasen-Masken mit Logos verschiedener Rechtsinhaber - per Post nach Österreich versendet hat. Das Zollamt Österreich reagierte laut Finanzministerium auf diese Flut rasch und kontrollierte gezielt. Dadurch sei verhindert worden, dass die Fälschungen nach Österreich gelangen. Danach habe sich die Situation wieder weitgehend "normalisiert".

Zollaufgriffe im Jahresvergleich

Auch die Zahl der gefälschten und illegalen Medikamente ist laut Produktpirateriebericht drastisch gestiegen. Im Vorjahr gab es 7.983 Zollaufgriffe, was gegenüber 2020 eine Steigerung von 133 Prozent bedeutete. Rekord dabei waren die aufgegriffenen 2,62 Mio. Stück Medikamente, im Vergleich zu 2020 ein Plus um 650 Prozent. Diese Rekordmenge sei vor allem auf einen Schmuggelfall mit 2,16 Mio. Pseudoephedrin-Tabletten zurückzuführen - eine Chemikalie, die zur Herstellung der Droge Methamphetamin ("Crystal Meth") benötigt wird. Der Fall zeige auch, wie nahe sich Drogen- und Medikamentenschmuggel sind und dass sich Schmuggelbanden durchaus auch in beiden "Geschäftsfeldern" engagieren. Bei den gefälschten Medikamenten handelt es sich in erster Linie um Fälschungen bekannter Wirkstoffe bzw. Marken von Potenzmitteln.

Ivermectin-Beschlagnahmungen laut Finanzministerium "explodiert"

Förmlich explodiert - so das Finanzministerium - sind 2021 auch die Beschlagnahmungen des Wurmmittels "Ivermectin": Bei Schwerpunktkontrollen des österreichischen Zolls wurden im vergangenen Jahr bei 837 Aufgriffen 41.719 Tabletten dieses Arzneimittels sichergestellt, davon alleine 743 Sendungen mit 33.394 Tabletten zwischen September und Dezember 2021.

"Die Bedingungen, unter denen gefälschte Medikamente produziert, gelagert und transportiert werden, entsprechen nicht annähernd den geltenden Standards der Pharmaindustrie. Das Ergebnis sind oft mit Schadstoffen verunreinigte Medikamente oder Medikamente, die über- oder unterdosiert sind, oder solche, die überhaupt wirkungslos sind", warnte Gerhard Marosi, Produktpiraterie-Experte im Finanzministerium.

(APA/Red)

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