Zur Hochsaison zwischen Ende Juni und Ende August erinnert der Hafen von Parikia auf der griechischen Insel Paro an ein Heerlager. Tausende Familien, im August überwiegend Griechen, reisen täglich an und ab. Der Grund für die große Beliebtheit fegt mit großer Geschwindigkeit über die kahle Insel hinweg: Meltemi heißt der Nordwind, der leicht Windstärke acht erreichen kann und schnell zu verpassten Fliegern führt, weil die Fähren ab 8,5 Beaufort nicht mehr auslaufen.
Kühlender Meltemi
Der große Vorteil des Meltemi ist, dass er die Bio-sauna-Temperaturen von über 40 Schatten-Grad im Hochsommer auf erträgliche 30 herunterkühlt. Gerade Bewohner aus Athen oder Thessaloniki wissen diese Tatsache auf Paros zu schätzen. Und sie wuchten ihre Surfbretter auf Busdächer und in Mietwagen. Unter den Wellenreitern gelten die südöstlichen Strände von Paros als absolut windsicher.
Und wenn der Wind abflaut? Mit dem gut funktionierenden Busnetz gelangt man problemlos an die meisten Orte der Insel. Die Hauptstadt Parikia sollten sich Besucher auf jeden Fall für einen Tagesausflug vormerken. Außer vielen Cafés und Restaurants laden die Gassen der Altstadt voll kleiner Geschäfte zu einem kurzweiligen Bummel ein.
Das Kleinod byzantinischer Architektur, die Katapoliani-Kirche, die fünfhundert Jahre alten Burgmauern und das archäologische Museum mit Funden aus der sechstausend Jahre alten Geschichte von Paros und der kleinen Nachbarinsel Antiparos sind weitere Optionen für Unternehmungen.
Der Hafen von Naoussa
In Naoussa, dem Epizentrum des Fremdenverkehrs von Paros, zieht es Urlauber wie Einheimische zum Hafen, wo sich um ein kleines, am Wasser gelegenes Kirchlein ein Lokal an das andere reiht. Die Auswahl reicht von edler Meeresfrüchte-Gastronomie bis zu bodenständigen Familienrestaurants, allesamt in postkartenromantischer Lage. In den Boutiquen, Bars und Klubs der Altstadt zerstreut sich die Jugend nach den Anstrengungen des Strandlebens.
Strandurlauber steuern das Badeörtchen Logaras an. In der Bucht zirpen die Zikaden ihr grelles Liebeslied. Sie sitzen in perfekter Mimikry auf der Rinde der Tamarindenbäume, die wie seit Jahrtausenden ihren ätherisch grünen Duft in die Mittagshitze schicken. Vor dem grillheißen Sand schwappt das kristallklare, flaschengrün bis türkisblaue Mittelmeer.
Charme der Hippiezeit
Logaras hat sich bis heute den Charme der Hippiezeit erhalten. Natürlich gibt es einige Bausünden wie die Apartmentruine am Ortsrand, und der zwei Kilometer entfernte Pounda Beach ist eine Art jugendtouristischer Klärschlamm, der mit wummernden Beats aus meterhohen Lautsprechern und schweren Sonnenmilchdüften die nächste Bucht bedeckt. Aber immerhin haben wir durchgesetzt, dass ab 22 Uhr die Musik so leise ist, dass unsere Gäste nicht gestört werden, sagt Stefanos Fisilanis, der mit seinem Clan das größte Strandrestaurant und diverse Unterkunftsmöglichkeiten für Touristen bereithält.
Er kann sich noch gut an die Anfänge des Tourismus in den frühen Siebzigern erinnern. Die Hippies schliefen in Schlafsäcken am Strand und rauchten Hasch.
Zur Hochsaison im Juli und August gehen in der modernisierten Taverne bis zu sechshundert Mahlzeiten pro Tag über die Tische. Geblieben ist sie trotzdem, die Gemütlichkeit mit kordelbezogenen, hellasblauen Stühlen, und noch immer kann man in die Küche gehen und per Topfguck entscheiden, was man essen möchte. Auf der großen Terrasse vor dem Lokal trocknen dunkelbraune, an den Felsen weichgeklopfte Tintenfische.
Mythos-Bierchen
Gregori führt ein modernes Kafenion nebenan. Dort versammeln sich nach vier Uhr nachmittags die alten Griechen und die in die Jahre gekommene Jeunesse dorée der Siebziger, heute mit silbernen Strähnen im Haar. Während die eine und andere Flasche einheimischen Mythos-Bieres an den Mund geführt wird, warten die Kinder auf die Bugwelle des Fährschiffes Alexander, das in den Sommermonaten täglich um halb fünf in den nahen Hafen von Piso Livadi einläuft.