Zeugen Jehovas kurz vor Anerkennung als Religionsgemeinschaft
Die nun folgende Begutachtungsfrist von acht Wochen hat laut Anton Stifter vom Kultusamt lediglich “formalen Charakter”. Johann Zimmermann, Sprecher der Zeugen Jehovas, rechnet ebenfalls mit einer Anerkennung und sieht diese als “Signal zur Wahrung der Religionsfreiheit”.
Seit 1998 sind die Zeugen Jehovas in Österreich, die laut Volkszählung 2001 rund 23.000 Anhänger haben, eine staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft. Schon seit 1978 kämpft die Gruppe dafür, als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden. Nach zehnjähriger Beobachtungszeit könnte es in ein paar Wochen nun tatsächlich so weit sein: Das Kultusamt bestätigte am Dienstag gegenüber der APA einen Bericht der “Salzburger Nachrichten” (Dienstag-Ausgabe), wonach der Entwurf der entsprechenden Verordnung gestern in Begutachtung ging.
Theoretisch können während der Begutachtungszeit, etwa von Ministerien, Einwände erhoben werden. Im Kultusamt rechnet man damit aber nicht, die Begutachtung habe eher “formalen Charakter”, so Stifter. Sie diene der Information vor allem für Ministerien, da die Zeugen Jehovas mit der Anerkennung auch neue Rechte bekommen, etwa Religionsunterricht an Schulen, Grundsteuerbefreiung oder Seelsorgeangebote in Spitälern und Kasernen.
Die Zeugen Jehovas wollen aber nicht von allen Rechten Gebrauch machen. Religionsunterricht an Schulen ist laut Zimmermann derzeit nicht geplant, Militärseelsorge erübrigt sich durch die Tatsache, dass die Anhänger den Wehrdienst verweigern. Nutzen will man hingegen das Recht auf Seelsorgeangebote in Spitälern, und auch bei den Anbetungsstätten erhofft man sich Erleichterungen, “denn manchmal gab es beim Bau unserer Königreichssäle in der Vergangenheit Probleme”.