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Zeitungen werden nicht mehr "bloße Bereitsteller von Inhalten"

"Generation Internet" 2 - "Was ist Wissen wert, wenn nicht geteilt?": Unternehmen müssen sich vor dem Hintergrund einer digitalen und vernetzten Welt öffnen, Teile ihres Wissens preisgeben und verstärkt mit Kunden, Partnern und Experten in Dialog treten, sagte Don Tapscott, Autor des Bestselllers "Wikinomics", gegenüber der APA.

Denn die Zusammenarbeit über Wikis und ähnliche Plattformen verbessere die Geschäftsentwicklung dramatisch.

Kluge Unternehmen sollten auf Nummer sicher gehen, dass ihre Angestellten auf diese Werkzeuge auch zurückgreifen können. “Es gibt Widerstand, das Wissen zu teilen, weil alte Strukturen nur schwer auszulöschen sind. Aber das ändert sich sehr rasch, vor allem durch junge Menschen, die auf den Arbeitsmarkt kommen. Viele sagen, was ist Wissen wert, wenn man es nicht teilt?”, so Tapscott. Für mache Firmen sei das Horten von Wissen ein Angriff auf das Unternehmen, “genauso wie das Horten anderer Betriebsressourcen”.

Hauptprofiteure der Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg und des nun möglichen Zugriffs auf internationales Know-how seien kleine Unternehmen. Durch die Nutzung der neuen Werkzeuge zur Zusammenarbeit würde ein neues Hilfsmittel für die Produktion entstehen. “Wenn Kleinbetriebe soziale Netzwerke, Wikis und Blogs nutzen, bieten sich ihnen Einsatzmöglichkeiten, die sonst nur großen Unternehmen offen stehen. Aber natürlich gibt es Branchen für die das nicht gilt”, relativierte der Experte.

Den Trend zur kostenlosen Mitarbeit an Projekten wie Wikipedia und die Motive der derart Engagierten sieht Tapscott differenziert. “Viele Leute arbeiten nicht gratis, sie bekommen ihre Leistung bezahlt. Und auch bei denen, die gratis arbeiten, gibt es zahlreiche wirtschaftliche Motive, das zu machen”, ist der Buchautor überzeugt.

Artikel für Wikipedia zu schreiben sei für manche ein Hobby, andere würden sich vernetzen, etwas lernen, einen gesellschaftlichen Beitrag leisten oder Ansehen erlangen wollen. “Wenn jemand einen Job sucht und 75 Wikipedia-Einträge geschrieben hat, sagt mir das mehr als wenn er die Harvard Business School besucht hat. Er ist motiviert, initiativ, innovativ und kreativ, ein guter Kommunikator und Schreiber. Also gibt es auch bei Wikipedia ökonomische Faktoren”, so Tapscott.

Veränderungen sieht er außerdem auf den Journalismus zukommen. “Erstens wird der Bürgerjournalismus zunehmen. Das sieht man auch am Engagement der Business Week oder der New York Times, die sich da wirklich anstrengen. Auf der anderen Seite verschwinden gute Schreiber, Journalisten oder Herausgeber nicht. Zeitungen werden aber nicht bloße Bereitsteller von Inhalten sein, sondern Gemeinschaften zu den unterschiedlichen Themen aufbauen. Die Klugen werden das machen, die anderen verschwinden”, sagte Tapscott.

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