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Zehntausende bei Weltsozialforum

Mit Trommeln, Tanzen und Protestgesang haben Zehntausende Globalisierungskritiker am Freitag das Weltsozialforum im indischen Bombay eingeläutet.

Zu dem sechstägigen Treffen werden mehr als 100.000 Teilnehmer aus über 130 Staaten erwartet. Auf dem Programm stehen gut 1.000 Veranstaltungen zu Themen wie Krieg, unfairer Welthandel, Armut und Menschenrechte.

Als Redner bei der formellen Eröffnungszeremonie am Nachmittag wurden unter anderem die Nobelpreisträger Joseph Stiglitz und Shirin Ebadi sowie die indische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Arundhati Roy erwartet.

Das Weltsozialforum wurde seit 2001 drei Mal im brasilianischen Porto Alegre abgehalten und versteht sich als Gegenveranstaltung zum jährlichen Weltwirtschaftsgipfel im schweizerischen Davos. In diesem Jahr ist erstmals Indien Tagungsort, um mehr Menschen aus Afrika und Asien die Teilnahme zu ermöglichen. Das diesjährige Forum steht unter dem Motto „Eine andere Welt ist möglich” und will Umwelt-, Sozial- und Friedensgruppen die Möglichkeit zur Zusammenarbeit und Vernetzung eröffnen.

In der Millionenstadt Bombay, die seit 1995 wieder ihren alten Namen Mumbai (nach einer Hindu-Göttin) trägt, sind die Folgen der Globalisierung deutlich sichtbar: In dem Finanzzentrum Indiens schossen in den 90er Jahren zahlreiche moderne Einkaufszentren aus dem Boden. Nach Angaben der Organisatoren des Weltsozialforums wurden dafür zahlreiche Fabriken und Mühlen geschlossen. Über die Hälfte der zwölf Millionen Einwohner Bombays leben in Slums. In ganz Indien seien allein in den letzten fünf Jahren 600.000 Fabriken geschlossen und damit rund 130 Millionen Arbeitsplätze vernichtet worden, hieß es in einer Pressemitteilung.

Ihren Protest gegen multinationale Konzerne machten die Organisatoren auch durch die Auswahl der Essens- und Getränkestände rund um das Konferenzzentrum im Stadtteil Goregaon deutlich: Statt Cola wurde Zuckerrohrsaft, statt Hamburgern das indische Sandwich „vada prao” mit frittierten Kartoffelbällchen angeboten. „Wenn sich 100.000 Leute versammeln und das den multinationalen Konzernen kein bisschen wehtäte, wäre das die falsche Botschaft”, sagte der indische Gewerkschaftsführer und Mitorganisator W.R. Varada Rajan zur Begründung.

Einige Aktivisten nutzten den Marsch zum Tagungszentrum am Morgen auch, um gegen die Politik der US-Regierung zu demonstrieren: „Stoppt die USA” und „Protestiert gegen Bush” war auf vielen Plakaten zu lesen.

Wie „Attac Austria” in einer Presseaussendung mitteilte, ist Österreich bei der Veranstaltung durch drei Frauen vertreten, die sich besonders um das Thema Frauenrechte und internationale Vernetzung von Frauen kümmern wollen.

Thematischer Schwerpunkt von Attac Österreich wird neben den Frauenrechten „der globale Standortwettbewerb um die niedrigsten Umwelt-, Sozial- und Steuerstandards sein, der in Österreich mit der aktuellen Steuerreform vorangetrieben” werde. Karin Küblböck, Obfrau von Attac Österreich, rief zur „Beendigung des globalen Dumpings auf Kosten der Allgemeinheit und zugunsten transnationaler Konzerne” auf.

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