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Zehnjährige erpresst: Prozess gegen "junge Früchtchen"

Weil sie über Wochen hinweg eine Zehnjährige erpresst und zur Herausgabe von insgesamt 1.500 Euro verleitet hatten, mussten sich am Dienstag ein 17-Jähriger und sein um ein Jahr jüngerer Freund vor einem Wiener Schöffensenat verantworten.

Die gerichtserfahrenen Burschen – der Ältere hat bereits vier Vorstrafen auf dem Kerbholz, sein Freund immerhin zwei – witzelten sich durch die Verhandlung und behaupteten, das Mädchen habe 100 Euro-Noten freiwillig aus dem Fenster geschmissen: “Wir haben’s bloß aufgefangen!”

“Ihr seid’s a Partie. A Wahnsinn”, entfuhr es schließlich Richter Norbert Gerstberger, für den derart feixende und grinsende Angeklagte offenbar auch keine Alltäglichkeit sind.

Die Zehnjährige hatte im Vorverfahren angegeben, zunächst vom 13-jährigen Bruder eines der Angeklagten bedroht worden zu sein. Der saß nur deshalb nicht mit auf der Anklagebank, weil er noch nicht strafmündig ist. In weiterer Folge hätten dieser und seine älteren Komplizen immer wieder Geld verlangt. Ansonsten würden sie sie “verhauen”, gab das Mädchen an.

Die völlig verängstigte Schülerin bestahl ihre Mutter und übergab innerhalb von sechs Wochen den “jungen Früchtchen” die inkriminierte Summe. Dann klickten für diese die Handschellen. Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass die Jugendlichen außerdem einer im selben Gemeindebau lebenden Pensionistin mehr als 2.000 Euro gestohlen haben dürften.

Die Frau ließ die offensichtlich von ihren Eltern vernachlässigten Burschen regelmäßig in ihre Wohnung, kochte ihnen, steckte ihnen Süßigkeiten zu und half ab und an auch mit Barem aus. Dass diese ihre Schubladen durchstöberten und sich aus ihrer Brieftasche bedienten, hatte sie zunächst nicht zur Anzeige gebracht: “Ich wollte ihr junges Leben nicht ruinieren.”

Die Verhandlung wurde zur kontradiktorischen Einvernahme der Zehnjährigen auf den kommenden Jänner vertagt.

 

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