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Zehn Tage Massenproteste in Brasilien und kein Ende in Sicht

Auslöser waren die Fahrpreiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr.
Auslöser waren die Fahrpreiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr. ©EPA
Seit zehn Tagen gehen in Brasilien ungezählte Menschen auf die Straße, um gegen soziale Ungleichheit, Korruption und die hohen Ausgaben für Sport-Großereignisse wie die Fußball-WM zu protestieren. Auslöser für das, was sich zu den größten sozialen Protesten in dem Land seit mehr als 20 Jahren ausweitete, waren die Fahrpreiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr.
Brasilien in Aufruhr
Brutaler Streit
Protest geht weiter

5000 Menschen demonstrieren in der Wirtschaftsmetropole Sao Paulo gegen die Erhöhung der Busticketpreise um sieben Prozent. Es kommt zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Erste, wesentlich kleinere Proteste gegen höhere Ticketpreise hatte es bereits am 6. Juni in Porto Alegre gegeben. Sie weiteten sich am selben Tag auf São Paulo, Rio de Janeiro, Goiania und Natal aus.

13. Juni

In Sao Paulo kommt es bei einer Demonstration erneut zu Zusammenstößen. Die Polizei geht mit aller Härte gegen die Teilnehmer vor. Es gibt rund 100 Verletzte und 230 Festnahmen. Auch in anderen Städten, darunter Rio de Janeiro und Porto Alegre gibt es Proteste.

14. Juni

Hunderte Menschen fordern Wohnraum und protestieren gegen die hohen Ausgaben des Staates für den am 15. Juni beginnenden Confederations Cup sowie für die 2014 in Brasilien stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft.

16. Juni

Schwere Zusammenstöße zwischen Polizisten und tausenden Demonstranten beim Maracana-Stadion in Rio.

17. Juni

Landesweit beteiligen sich 250.000 Menschen an den größten Protesten in Brasilien seit 21 Jahren. In Rio schlägt eine zunächst friedliche Demonstration mit 100.000 Teilnehmern in Straßenschlachten um, als die Polizei gegen kleine Gruppe gewaltsam protestierender Maskierter vorgeht. Präsidentin Dilma Rousseff rechtfertigt friedliche Proteste als “legitim” und “Teil der Demokratie”.

18. Juni

Rousseff verspricht nach einem weiteren Protesttag, die “Stimme der Straße” anzuhören. Mehrere Städte, darunter Porto Alegre, kündigen eine Senkung der Fahrkartenpreise an.

19. Juni

Die Regierung beschließt die Entsendung von Eliteeinheiten der Polizei, um die Sicherheit in fünf von sechs Austragungsorten des Confederations Cup zu gewährleisten. In Fortaleza protestieren 25.000 Menschen vor dem Stadion. Demonstranten werfen Steine auf Polizisten. Die Sicherheitskräfte setzen Tränengas und Gummigeschoße ein. Die Verwaltungen von Sao Paulo und Rio de Janeiro kündigen ebenfalls die Senkung der Ticketpreise an.

20. Juni

Landesweit gehen mehr als eine Million Menschen auf die Straße. In mehreren Städten kommt es zu schweren Ausschreitungen, Sachbeschädigungen und Plünderungen. In der Hauptstadt Brasilia versuchen Demonstranten, in das Außenministerium einzudringen. In Ribeirao Preto, rund 330 Kilometer nördlich von São Paulo, fährt ein Auto in eine Gruppe von drei Menschen. Einer von ihnen wird getötet. Die Staatschefin sagt eine Japan-Reise ab und beruft für Freitag eine Krisensitzung des Kabinetts ein. (APA)

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