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Zecken töteten schon fast 20 Menschen in Zentralanatolien

In Zentralanatolien geht die Angst um. Fast 20 Menschen sind in diesem Jahr bereits an der Folge von Zeckenbissen gestorben. Auch am Dienstag starb wieder ein Mann am so genannten Krim-Kongo-Fieber, ausgelöst durch Zecken.

Mehr als 130 Menschen mussten sich bereits behandeln lassen. Panik macht sich breit, denn die Zahl der Opfer steigt weiter.

Der 68-jährige Bauer Ahmet Iseri, der am Dienstag in der Klinik der zentralanatolischen Stadt Tokat starb, war wie die meisten anderen 16 Zeckenopfer dieses Jahres bei der Arbeit auf dem Feld mit den kleinen Insekten in Berührung gekommen. Türkische Experten haben seit Beginn des Sommers in der Region viele Zecken gefunden und unschädlich gemacht. Dennoch breitet sich das Krim-Kongo-Fieber weiter aus. Wie beim berüchtigten Ebola-Virus werden die Patienten beim Krim-Kongo-Fieber von heftigen Blutungen heimgesucht, jeder zweite Kranke stirbt. Es gibt weder Impfstoff noch Gegenmittel.

Kein Wunder, dass viele Menschen in Zentralanatolien und am Schwarzen Meer verängstigt sind. Selbst die Profifußballer des türkischen Erstligisten Trabzonspor rennen vor den Zecken davon: Der Mannschaftsarzt forderte die Spieler im Trainingslager in der Nähe des Schwarzen Meeres auf, die festgelegte Trimmstrecke durch den Wald nicht zu verlassen. Normalbürgern in der Gegend geht es nicht anders. In einem Krankenhaus in dem betroffenen Gebiet melden sich jede Nacht 60 bis 70 Personen, die um ihr Leben fürchten.

Inzwischen ist das Krim-Kongo-Fieber bereits in Edirne an der nordwesttürkischen Grenze zu Bulgarien angekommen. Auch in der Metropole Istanbul wurden infizierte Zecken schon gesichtet. Besonders auf Picknickplätzen in den Parks und in der Umgebung der Metropole gilt Zeckenalarm – und das ausgerechnet in jener Zeit des Jahres, in der vor allem ärmere Istanbuler an den Wochenenden mit der ganzen Familie den heißen Stadtvierteln entfliehen und im Grünen den Grill anfeuern.

Dabei ist das durch Viren übertragene Krim-Kongo-Fieber in der Türkei nicht neu. Schon vor vier Jahren wurde die Krankheit im Land registriert. Die Krankheit war Mitte des 20. Jahrhunderts zunächst auf der Krim und dann in Afrika entdeckt worden und ist seitdem von China bis zum Balkan aufgetreten. In der Türkei starben seit dem Jahr 2003 nach offiziellen Angaben etwa 60 Menschen an der Krankheit.

Um sich vor der Gefahr zu schützen, werden die Bewohner der besonders gefährdeten Provinzen in Zentralanatolien von Experten aufgerufen, sich an einfache Verhaltensregeln zu halten. So könne man das Risiko eines Zeckenbisses schon dadurch stark reduzieren, dass man sich bei der Feldarbeit und im Wald die Hosenbeine in die Strümpfe stopfe. Wie schon bei der Vogelgrippe tritt die Krankheit besonders häufig dort auf, wo Menschen und Stalltiere eng zusammenleben, denn die Zecken und damit das gefährliche Virus befallen auch die Tiere. In Ankara erklärte das Gesundheitsministerium, die Lage sei unter Kontrolle. In den betroffenen Gegenden werden Pestizide versprüht, um möglichst viele Zecken zu töten. Die Insekten ganz auszurotten, sei aber unmöglich, warnte das Ministerium.

Wegen der Hartnäckigkeit der Zeckenplage tauchten bereits Gerüchte auf, beim Krim-Kongo-Fieber handle es sich nicht um eine natürliche Krankheit, sondern um einen künstlich hergestellten chemischen Kampfstoff. Bei dem Gerede spielen mitunter politische und religiöse Feindbilder eine große Rolle: Als im vergangenen Sommer israelische Touristen in Zentralanatolien Urlaub machten, wurde ihnen von islamistischen Politikern vorgeworfen, sie hätten in der Gegend die gefährlichen Zecken ausgesetzt.

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