(PC, XBX & PS5) Ego-Shooter mit Schießeisen gibt es wie Sand am Meer und in allen Geschmacksrichtungen. Electronic Arts wagt nun einen alternativen Genre-Ansatz: „Immortals of Aveum“ setzt auf ein Fantasy-Setting, in dem mit Magie statt mit Kugeln geschossen wird. Als einer der ersten großen Titel nutzt das Singleplayer-Spiel die neue Unreal Engine 5.1 und zaubert damit ein fulminantes Feuerwerk auf den Bildschirm, für das man besser die Augentropfen bereithält.
Worum geht’s? Protagonist Jak findet heraus, dass er eine Art Magie-Superuser. Vorteil: Er ist befähigt, alle drei Magiearten Blau, Grün und Rot zu beherrschen. Nachteil: Als potenter Kampfmagier wird er zur Schlüsselfigur im treffend bezeichneten Ewigen Krieg.
Das Game bedient sich zwar vieler klassischer Fantasy-Klischees, schafft es aber doch der Spielwelt Aveum einen ganz eigenen Anstrich zu verpassen. Zugegeben, hauptsächlich ist die Geschichte dazu da, uns von einem Zauber-Scharmützel ins nächste zu schieben. Aber dank einer Handvoll netter Wendungen bleibt Jaks Abenteuer die die gut 20-stündige Spielzeit durchgehend spannend. Gerade die schöne deutsche Synchronfassung schafft eine stimmige Atmosphäre. Die Welt selbst ist malerisch gestaltet und sorgt mit vielfältigen Biomen (Wälder, Berggipfel, Höhlen, etc.) für ausreichend Abwechslung. Ehrgeizige Entdecker:innen finden allerdings zu wenig lohnende Fundstücke zum dauerhaften Verweilen.
Das Game punktet jedoch vor allem durch sein griffiges Kampfsystem, das die Spieleschmiede Ascendant Studios von Grund auf neu entwickelt hat. Je nach Zauberfarbe wirkt die Magie anders: Präzise auf die Distanz, mit hoher Frequenz oder wuchtig im Nahkampf. Hier werden aber nicht einfach nur Schießprügel durch Magie ersetzt, sondern innovativ mit den Möglichkeiten gespielt. Ein Zauber beispielsweise zieht Feinde heran, alle drei Farben lassen sich zum mächtigen Strahl kombinieren. Ganze 25 verschiedene und einzigartige Zauber sowie komplexe Kombos und zeitlich abgestimmte Konter kann Jak lernen. Dank des einfachen Fortschrittsystems lässt sich der Spielcharakter außerdem mit über 80 einzigartigen (passive) Talenten ausbauen. Zu viel Feintuning darf man sich jedoch nicht erwarten, als richtiges Rollenspiel geht das Game noch lange nicht durch.
Sehenswert ist die Zauber-Ballerei vom Start weg: Die neue Unreal Engine 5.1 entfesselt ein spektakuläres Farben-Fest auf dem Bildschirm, da bleibt kein Auge trocken. Schön ist das allemal, zeitweise aber auch zu viel. Denn in den teils fordernden Kämpfen muss man einerseits schnell schießen, navigieren und kontern, andererseits Ressourcen und Cooldowns im Auge behalten – während sich am Bildschirm eine multiple grafische Kernschmelze abspielt. Da wechselt man unfreiwillig fließend von der wohlkoordinierten Controller-Kampfführung zum panischen Button-Mashing.
Fazit: „Immortals of Aveum“ ist eine angenehme Überraschung. Der unkonventionelle Ansatz „Ego-Shooter mit Magie“ funktioniert durch und durch sehr gut. Als geradliniges Singleplayer-Game konzipiert liefert es flotte und flashige Action, von der man ab und an sensorisch etwas überfordert wird. Den einzig wirklichen Vorwurf, den sich das Spiel gefallen lassen muss, ist, dass das vielversprechende Szenario zwischen Magie und Steampunk nicht voll ausgeschöpft wurde. Da wäre mehr gegangen.
(VOL.AT)