"Zaman": Türkei verabschiedet sich vom EU-Beitritt
Eine künftige Visafreiheit für türkische Bürgerinnen und Bürger innerhalb der Europäischen Union würde nach Meinung Ankaras gut funktionieren. Denn Türken würden gar nicht mehr in der EU leben wollen.
Türkei änderte Meinung über EU
Laut dem türkischen EU-Minister Bagis hätten sich die Ambitionen seiner Landsleute hinsichtlich eines Aufenthaltes in Europa grundlegend geändert. Mittlerweile würden sie in europäische Hauptstädte reisen, um ihr Geld dort in Geschäften und Hotels auszugeben.
“Wurden Türken in der Vergangenheit danach gefragt, ob sie gerne in Europa leben würden, hätten 80 Prozent mit Ja geantwortet. Heute sagen 85 Prozent Nein”, so Bagis. Der Grund liegt für ihn auf der Hand: Mittlerweile würden sich seine Bürgerinnen und Bürger in der Heimat bessere Chancen ausrechnen – vor allem auf dem Arbeitsmarkt. Bagis wies darauf hin, dass “viele der 5,5 Millionen in Europa lebenden Türken in Betracht ziehen, in die Türkei zu gehen, um dort ein besseres Leben für sich und ihre Kinder zu haben”.
Schere zwischen Stadt und Land
Während die Eurozone von einer Krise zur nächsten zu schlittern scheine, galoppiere das türkische Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt nach oben. In Regionen wie Ankara oder Istanbul sei man bereits auf Augenhöhe mit Griechenland, Teilen Spaniens und Großbritanniens sowie den ehemaligen kommunistischen EU-Ländern. Ganz anders sehe es jedoch in den ländlichen Regionen der Türkei aus. Hier lebten gut zehn Prozent der Bevölkerung von weniger als umgerechnet fünf Dollar pro Tag.
Als Gegenleistung für eine Visafreiheit muss die Türkei ein so genanntes Rückübernahmeabkommen umsetzen. So soll der Migrantenstrom aus so entlegenen Ländern wie China und Pakistan in die EU gestoppt werden, die die Türkei bisher als Transitland genutzt haben.
(APA)