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Zahl der Suizidversuche im heimischen Strafvollzug hoch wie nie

So viele Suizidversuche wie noch nie gab es im heimischen Strafvollzug.
So viele Suizidversuche wie noch nie gab es im heimischen Strafvollzug. ©APA/HANS KLAUS TECHT
Heuer gab es im österreichischen Strafvollzug 29 Suizidversuche, deutlich mehr als in den Vorjahren. Im letzten Jahr waren 22 Fälle und seit 2019 zwischen 13 und 25. Die Zahl der vollendeten Suizide ist rückläufig: 2023 und 2024 gab es zwölf Fälle, bisher sind es heuer sieben.

Mehr gemeldete Suizidversuche werden laut Justizministerium auf die Fachgruppe für Suizidprävention zurückgeführt, die Verdachtsfälle prüft und dokumentiert. Verbesserte Präventionsarbeit und Aufklärung erhöhen die Sensibilität in Justizanstalten, was zu mehr Meldungen führt, so die APA. Volksanwältin Gabriela Schwarz (ÖVP) fordert erneut Verbesserungen in der Suizidprävention für Häftlinge, darunter eine zweite Einschätzung des Suizidrisikos nach acht bis zwölf Wochen Haft, basierend auf Empfehlungen einer 2023 vom Justizministerium beauftragten Expertengruppe.

Suizidversuche im heimischen Strafvollzug: Standards zuletzt überarbeitet und weiterentwickelt

Justizministerin Sporrer betont in ihrer Anfragebeantwortung, dass die Standards im Bereich der Suizidprävention zuletzt mit einem Erlass im Oktober 2025 überarbeitet und weiterentwickelt wurden, um insbesondere die Reaktionszeiten, die Kommunikationsabläufe und das operative Management zu optimieren: "Ziel ist ein abgestimmtes Vorgehen von medizinischem Dienst, Fachdiensten, Pflege, Inspektionsdienst und Justizwache, das eine engmaschige Betreuung sowie ein rasches, koordiniertes Handeln sicherstellt." Die Betreuungsmindeststandards für gefährdete Häftlinge würden jedenfalls fünf Kontakte pro Tag zu Strafvollzugsbediensteten vorsehen, wovon mindestens ein Kontakt durch einen Fachdienst erfolgen muss. In besonders prekären Situationen würden außerplanmäßige Telefonate und Besuche gewährt, stellt Sporrer klar.

Die Volksanwaltschaft hegt indes Zweifel an den vom Justizministerium verbreiteten Fallzahlen. "Jeder versuchte und tatsächliche Suizidfall in einer Justizanstalt wird uns vom Justizministerium gemeldet. Demnach kam es heuer zu 55 Suizidversuchen, nicht wie angegeben 29", meinte Volksanwältin Schwarz am Mittwochnachmittag. Das Justizministerium hatte zu dieser Problematik zuletzt kommuniziert, es würden letztlich nur "tatsächlich lebensbedrohliche Versuche" gezählt.

Volksanwältin Schwarz verlangt "umgehend Maßnahmen" gegen Suizidversuche im heimischen Strafvollzug

Eine Divergenz ortet Volksanwältin Schwarz auch bei den tatsächlichen Suiziden: "Uns wurde kein Fall aus Wiener Neustadt gemeldet. Also ist davon auszugehen, dass es sich nicht um sieben, sondern um acht Fälle handelt". Grundsätzlich sollten die Fallzahlen "alarmieren, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um die Zustände für Insassen und Personal zu verbessern. Hohe Belegzahlen und zu wenig Personal sind Alltag im Strafvollzug. Die Folge sind schlechte Versorgungsbedingungen, erschwerte Resozialisierung und steigende Suizidzahlen", hielt Schwarz fest.

Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Infos für Jugendliche gibt es unter www.bittelebe.at.

(APA/Red)

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