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"Xavi" & "Cesc": Katalanische Fußballkultur

Xavi Hernandez und Cesc Fabregas hatten maßgeblichen Anteil, dass Spanien nach einem 3:0-Sieg über Russland im EM-Finale steht.

Xavi, weil er in der 50. Minute nach Pass seines Barcelona-Teamkollegen Andres Iniesta das vorentscheidende 1:0 erzielte, “Cesc” weil er die weiteren Treffer vorbereitete. Dabei bezeichnet Xavi (er schreibt sich im Gegensatz zum Basken Xabi Alonoso mit “v”) das Toreschießen nicht gerade als seine Stärke. “Ich müsste mehr Treffer erzielen. Aber wenn ich zum Strafraum komme, entscheide ich mich fast immer für einen Pass und nicht für einen Schuss aufs Tor.” Am Donnerstag hatte er nach der Hereingabe von Iniesta aber gar keine andere Wahl. Und ein Ersttäter ist er auch nicht. In seinem 62. Länderspiel verbuchte er bereits seinen achten Teamtreffer.

Das vermeintliche Missverhältnis mit Fabregas, der am Donnerstag in der 34. Minute für den verletzten Torjäger David Villa ins Spiel gekommen war, ist für Xavi übrigens kein Thema: “Wir verstehen uns ausgezeichnet. Daher brauchen wir auch kein klärendes Gespräch führen”, sagte er bereits vor der EURO 2008. Auch im EURO-Teamcamp der Spanier in Neustift im Stubaital wurden entsprechende Journalistenfragen von den Kollegen eher mit Verwunderung registriert: “Beide frühstücken gemeinsam, und manchmal spielen sie auch Karten. Wo soll es da ein Problem geben?”

Wie im Team ist Xavi Hernandez auch beim FC Barcelona eine Art “Perpetuum mobile” inmitten des kurzen Passspiels (“tiqui taca”, sprich “tiki-taka”). Daher hat er in der Grundformation bei Luis Aragones die besseren Karten als Fabregas, weil dieser bei Arsenal London ein anderes System gewohnt ist. Außerdem spricht auch die Anciennität für Xavi. Er ist 28 und damit sieben Jahre älter als “Cesc”. Zudem hat er seine Sache im Team meist sehr gut gemacht.

Im Gegensatz zu Fabregas konnte er sich beim FC Barcelona durchsetzen, wo beide – in unterschiedlichen Jahrgängen – bereits von frühester Jugend an spielten. Der Jüngere machte freilich erst in London die große Karriere, während Xavi seit zehn Jahren zur Standard-Belegschaft des katalanischen Spitzenclubs zählt. Dabei war Klein-Xavi als Bub familienbedingt Anhänger des Stadtrivalen Espanyol gewesen.

Sollte es überhaupt jemals tatsächliche Eifersüchteleien zwischen Fabregas und Xavi gegeben haben, dann sind sie spätestens jetzt kein Thema mehr. Wobei “Cesc” schon zuvor den entscheidenden Penalty im Elfmeterschießen gegen Italien verwandelt hatte. Auch beim 4:1-Auftaktsieg gegen Russland in der Gruppe D in Innsbruck hatte er schon getroffen. Aus Abseits-Position. Aber wen interessiert das heute noch?

Jetzt zählt nur noch das EM-Finale. Das dritte in der Geschichte des spanischen Fußballs. 1964 hatte es in Madrid einen 2:1-Sieg gegen die UdSSR gegeben, 1984 unterlag “La Roja” Gastgeber Frankreich in Paris mit 0:2. Am Sonntag wartet freilich mit Deutschland ein Team, das bereits zum sechsten Mal in einem EM-Finale steht und davon immerhin dreimal (1972, 1980, 1996) gewonnen hat.

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