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Wurstproblem beschäftigt das Schweizer Parlament

Im Schweizer Parlament geht's um die Wurst - nämlich um die Rettung der Cervelat, von der in der Eidgenossenschaft jährlich 160 Millionen Stück verspeist werden.

Das Problem: Die Vorräte an Därmen des brasilianischen Zebu-Rindes, aus der die Haut hergestellt wird, reichen wahrscheinlich nur noch bis Ende des Jahres. Und nur diese Häute sorgen für die richtige Krümmung und Schälbarkeit der Cervelat.

Weitere Importe von Zebu-Därmen sind nicht möglich, da sich die Schweiz dem BSE-bedingten Einfuhr-Stopp der EU per 1. April 2006 angeschlossen hat. Da die Rettung der Cervelat, wie die Schweiz sie kennt, in naher Zukunft nicht zu erwarten ist, wurde ein Notfallkonzept erstellt. Dieses hat mit der Krümmung der Wurst zu tun, wie Bundesrätin Doris Leuthard im Ständerat erklärte.

Dieser “Plan B” sieht vor, dass die Wursthüllen zumindest vorübergehend aus alternativen Materialien wie Kollagen oder künstlichem Darm hergestellt werden dürfen. Dies würde dazu führen, dass die Cervelat weniger gut schälbar wäre – oder weniger krumm. Für Leuthard keine Tragödie: Den Konsumentinnen und Konsumenten sei eine geradere Cervelat zuzumuten.

Langfristiges Ziel ist es, wieder Zebu-Därme zu importieren. Das BSE-Risiko soll auf Basis wissenschaftlicher Untersuchungen neu bewertet werden.

Fleischverbandspräsident Rolf Büttiker rief seinerseits dazu auf, die Problematik nicht zu unterschätzen – und setzte zum Lob auf die Cervelat an: Im Rinderdarm stecke eine Mischung aus Einfachheit, Bodenständigkeit, Lagerfeuerromantik und Nationalstolz. Die Cervelat werde in der Baubaracke gegessen und im “Pfadilager”. Die Antwort des Bundesrates auf seine diesbezügliche Anfrage zeige, dass man von einer Lösung noch weit entfernt sei.

Der Fleischfachverband hatte in Folge des Importverbots zusammen mit dem Bundesamt für Veterinärwesen, dem Großhandel sowie den Schweizer Darmhändlern eine “Task Force” zur Rettung der Cervelat gegründet. Schließlich geht es um 30 Prozent der nationalen Wurstwarenproduktion. Die Eignung alternativer Materialien beurteilt die Fleischbranche skeptisch.

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