Auch die Vereinten Nationen (UN) kritisieren, dass die von der indischen Regierung bereitgestellten vier Hubschrauber angesichts von zehn Millionen Flutopfern allein im Bundesstaat Bihar bei weiten nicht ausreichten. Die Behörden wiesen die Kritik zurück. Es würden nun auch entlegene Gebiete mit Hochdruck aus der Luft versorgt.
Der 23-jährige Bauer Rupesh Kumar aus dem verarmten Bihar kann über solche Behördenerklärungen nur lachen. Versorgung aus der Luft? Vergiss es. Seit Beginn der seit Menschengedenken schwersten Hochwasserkatastrophe vor 15 Tagen habe er nicht einen Hubschrauber oder ein Rettungsboot gesehen. Tausende wütende Obdachlose warteten in Notunterkünften oder an Dämmen auf Hilfe. Wir haben Hunger und sterben fast, klagt verbittert die etwa 40 Jahre alte Radhika Devi. Sie haust mit zehn Verwandten in einem Bambusverschlag. In den vergangenen zehn Tagen hätten sie gerade ein Kilo Reis erhalten. Das hat nicht mal für einen Tag gereicht.
Während in Bihar Obdachlose auf Hilfe warteten, wurden im Bundesstaat Assam Kommunalpolitiker beim Diebstahl knapper Lebensmittel für die Flutopfer ertappt, wie die Polizei berichtete.
Durch den verheerenden Monsunregen kamen allein in Indien mindestens 487 Menschen ums Leben: Sie ertranken, erlitten tödliche Schlangenbisse, verhungerten oder kamen durch Stromstöße aus zerrissenen Überlandleitungen zu Tode. Insgesamt wurden in Indien 30 Millionen Menschen Opfer der Flut, in Bangladesch sind es 20 Millionen.
In Vietnam brachten Helfer am Dienstag Tausende Menschen nach einem schweren Regensturm in Sicherheit. Bei dem Unwetter in zentralen Hochland kamen nach offiziellen Angaben mindestens 14 Menschen ums Leben. Die Wassermassen schwemmten Menschen, Häuser sowie Reis- und Getreidepflanzen mit sich.