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"Wäre dieses Flugblatt eine Streubombe, wären Sie jetzt tot"

„Wäre dieses Feature eine Streubombe, wären Sie jetzt tot.“ Mit Slogans dieser Art versucht die Cluster Munition Coalition (CMC) bei einer Protestveranstaltung in Wien Menschen in Bezug auf Streubomben zu sensibilisieren. Videobeitrag:

Streubomben-Konferenz in Wien

Flugblätter mit der Aufschrift: „Wäre dieses Flugblatt eine Streubombe, wären Sie jetzt tot“ werden verteilt und eine meterhohe Schuhpyramide vor dem Burgtheater aufgebaut. Fußprothesen hängen an Zeltwänden und Bilder von Streubombenopfern zieren den Veranstaltungsplatz.

Die Protestkundgebung, welche anlässlich der Internationalen Streumunitionskonferenz in Wien vom 5. -7. Dezember, organisiert wurde ist zu Beginn schlecht besucht. Man dürfe keinen Lärm machen, denn im Burgtheater werde geprobt, meint eine CMC-Vertreterin. „Der Löwe im Winter“ von James Goldman ist wichtiger als eine Demonstration gegen Streubomben. Der geplante Auftritt der Behindertenintegrations-Band „no problem orchestra“ beginnt dennoch pünktlich um 14:00 Uhr. Allerdings ohne vorher einen Soundcheck realisiert zu haben. Die Band, die nur aus geistig und geistig-körperlich Schwerstbehinderten besteht, bietet dem Publikum dennoch ein erstklassiges Konzert.

Der Platz füllt sich. Die Menschen werden aufmerksam, unterhalten sich mit den Dutzenden Helfern von CMC und informieren sich über die Streubombenproblematik. Es gelingt sogar, einige Menschen vom Wiener Christkindlmarkt am Rathausplatz gegenüber abzuwerben. Dennoch merken auch die Veranstalter, dass sich die Masse lieber dem „Samstagsturbopunsch“ widmet, als sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, welches das Wochenende mit entsetzlicher Realität füllen könnte.

Um 15:00 Uhr beginnt eine Entminungsvorführung. „Sehr spannend“, sagt einer der Zuseher und auch die Fotografen und Presseleute sind beeindruckt, als sie sehen, wie eine Streubombe entschärft wird und wie viel Zeit dafür benötigt wird.

Bei Streubomben handelt es sich um Pakete von 200 bis 600 Sprengsätzen, die in Bomben oder Artilleriegranaten gepackt und meist gegen Infanterie- oder Panzereinheiten eingesetzt werden. Die Sprengsätze einer Granate oder Bombe decken dabei eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes ab, wenn sie explodieren.

Allerdings detonieren meist zehn bis 15 Prozent der Sprengsätze nicht sofort, manchmal sind es sogar bis 80 Prozent. Bei der kleinsten Berührung können sie dann aber doch noch hochgehen. Opfer sind häufig Kinder, die sich wegen der Form und hellen Farbe für die Sprengsätze interessieren.
Die Veranstaltung dauert bis in die frühen Abendstunden. Im Halbstundentakt wechseln sich Künstler auf der Bühne ab und kämpfen um das Interesse und die Aufmerksamkeit der Bevölkerung.

Die am 5. Dezember in Wien beginnende Internationale Streumunitionskonferenz soll helfen, das Problem weltweit in den Griff zu bekommen. Die Schwerpunkte sind die Definition von Streubomben, die Unterstützung von Opfern, die Räumung betroffener Gebiete sowie die Zerstörung von Lagerbeständen sein.

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