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Wrabetz: "Die Regierung hat entschieden, mich abzusetzen"

Alexander Wrabetz nimmt nach 15 Jahren als ORF-Chef den Hut.
Alexander Wrabetz nimmt nach 15 Jahren als ORF-Chef den Hut. ©APA/ROLAND SCHLAGER
ORF-Vizefinanzdirektor Roland Weißmann ist am Dienstag im Stiftungsrat zum ORF-Generaldirektor gewählt worden und löst somit am 1. Jänner 2022 Alexander Wrabetz nach drei Funktionsperioden ab.
Weißmann ist neuer ORF-Generaldirektor

Alexander Wrabetz zeigte sich im Anschluss an die Bekanntgabe sichtlich betroffen von seiner Abwahl: "Heute ist ein besonderer Tag, auch in meinem Leben. Es ist durchaus bewegend, dass ich nach 15 erfolgreichen Jahren abgesetzt wurde. Das ist zu respektieren", so Wrabetz vor Journalisten. Im Hearing habe es für seine Arbeit anerkennende Worte gegeben, nennenswerte Kritik sei nicht gefallen. "Immerhin sind wir in Österreich Nummer 1 im Radio, Fernsehen, online und auch auf Social Media", unterstrich der Generaldirektor, der auch auf höchste Vertrauenswerte verwies. "Aber die Regierung hat entschieden, mich abzusetzen." In einer Demokratie, in der die Regierung gewählt worden sei, sei das aber zu akzeptieren.

Wrabetz will seine letzten Monate nützen

Jedenfalls würden jetzt "vier besondere Monate vor uns liegen, in denen ich die alleinige Verantwortung habe", so Wrabetz. Er wolle wichtige Projekte vorantreiben, um 2022 in den multimedialen Newsroom starten zu können. "Das duldet keinen Aufschub!" Weißmann habe "keine Erfahrung in der Geschäftsführung", weshalb es in den kommenden Monaten darauf ankommen werde, seine gesammelte Erfahrung an den frisch gewählten ORF-Generaldirektor weiterzugeben. "Das werde ich natürlich tun." Schließlich habe er alles, was er erreicht habe, nicht gemacht, "damit dann alles den Bach runtergeht", so Wrabetz. Er werde alles tun, damit der neue Generaldirektor "gut vorbereitet übernehmen kann".

Wrabetz selbst freute sich über großen Rückhalt im und außerhalb des Hauses "auch nach der Wahl". Dies gebe ihm "Kraft in dieser nicht ganz einfachen Stunde". Weißmann habe nun einen "großen Korb von negativen Vorschusslorbeeren", die politische Erwartungshaltung werde sehr groß sein. Weißmann müsse nun etwas tun, "dass das nicht so eintritt, wie sich das jemand erwarten könnte", so Wrabetz.

"Eine große Gruppe hat das alleinige sagen"

Die Wahl Weißmanns sei "sehr gut und langfristig" vorbereitet worden. Nun gebe es "eine große Gruppe, die allein das Sagen hat", so Wrabetz. Ob es - wie von einigen Beobachtern befürchtet - nun zu einer "Orbanisierung des ORF" kommen werde, werde "die Geschichte zeigen", sagte er auf eine diesbezügliche Journalistenfrage. Wichtig werde es daher in den verbleibenden Monaten seiner Amtszeit sein, "die Rechte der Redaktion noch besser abzusichern". Die Direktorenposten müssten jedenfalls hausintern mit Männern und Frauen besetzt werden, die Führungserfahrung aufweisen. "Wir brauchen keine Importe." Es gebe im Haus genügend "Topleute". Für die künftigen Chefredakteursposten brachte Wrabetz etwa "ZiB 2"-Anchorman Armin Wolf ins Spiel - etwa für Digitalagenden. ORF-2-Chefredakteur Matthias Schrom habe im Fernsehbereich hervorragende Arbeit geleistet und böte sich ebenfalls für eine Führungsposition im künftigen multimedialen Newsroom an.

"Der neue ORF-Generaldirektor Roland Weißmann verbindet journalistische, programmwirtschaftliche und digitale Kompetenz, und er ist vor allem ein Teamplayer - genau das braucht der ORF für seine Zukunft", sagte indes Thomas Zach, Leiter des bürgerlichen "Freundeskreises". Mit dem heutigen Ergebnis stehe eine breite Mehrheit im Stiftungsrat hinter einem digitalen Reformkurs für den ORF - die Bestellung von Weißmann sei ein klares Signal für die ambitionierte Weiterentwicklung des größten österreichischen Medienunternehmens. An den noch amtierenden Generaldirektor Alexander Wrabetz richtete er seinen Dank, "auch wenn wir in den vergangenen 15 Jahren nicht immer einer Meinung waren". Man habe im Protokoll festgehalten, dass es zu einer guten Zusammenarbeit im Übergang von Wrabetz auf Weißmann geben solle.

(APA/red)

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