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WorldCom stellt Konkursantrag

Der in einen Falschbuchungsskandal verwickelte US-Telefonkonzern WorldCom Inc. hat nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ (Online-Ausgabe) einen Konkursantrag gestellt.

Damit wurde die größte Firmenpleite der amerikanischen Geschichte amtlich gemacht. Den Gerichtsunterlagen zufolge führte WorldCom Vermögenswerte in Höhe von 107 Milliarden Dollar (106,4 Mrd. Euro) sowie Schulden von 41 Milliarden Dollar an. Der Konzern hatte mit Hilfe von Falschbuchungen in Höhe von 3,85 Milliarden Dollar tatsächliche Verluste für das Jahr 2001 und das erste Quartal dieses Jahres in hohe fiktive Gewinne verwandelt. WorldCom-Sprecher waren für Stellungnahmen zunächst nicht zu erreichen.

Es ist der mit Abstand größte Insolvenzfall in der US-Geschichte – weitaus größer noch als das Pleiteverfahren des Energieriesen Enron. WorldCom stellte seinen Antrag im Rahmen des Kapitel 11 des US-Konkursrechts. Ein solches Verfahren bietet vorläufigen Schutz vor den Gläubigern und ermöglicht eine Weiterführung der Geschäfte unter Aufsicht eines Konkursrichters mit der Chance einer Sanierung.

Einer der ersten erwarteten Schritte nach dem Konkursantrag wird sein, beim Richter um Genehmigung für einen Zwei-Milliarden-Dollar-Kredit der Banken nachzusuchen. WorldCom werde versuchen, einige Unternehmensbereiche zu verkaufen, die nicht zum Kerngeschäft zählten. WorldCom hat bereits die Entlassung von 17.000 Beschäftigten angekündigt, das entspricht weltweit 20 Prozent aller Mitarbeiter. Internationale Aktivitäten des Konzerns seien von der Insolvenz nicht betroffen, teilte das Unternehmen laut Reuters mit.

Der Vorstandsvorsitzende John Sidgmore erklärte laut Wall Street Journal, höchste Priorität habe die finanzielle Stabilisierung des Unternehmens. Er erwarte nicht, dass der Schritt für Angestellte und Kunden große Auswirkungen haben werde. „Wir sollten genügend Bargeld haben, um es zu schaffen“, sagte Sidgmore.

Ende März vermeldete WorldCom Bilanzaktiva von mehr als 100 Milliarden Dollar und damit doppelt so viel wie der Energiekonzern Enron. Auch Enron hatte eingeräumt, den Gewinn in den vergangenen Jahren zu hoch angegeben und einen Großteil der Schulden nicht in den Bilanzen ausgewiesen zu haben. Nach gescheiterten Übernahmeverhandlungen mit Dynegy meldete Enron im Dezember Konkurs an.

In den USA versorgt WorldCom nach eigenen Angaben Millionen von Geschäfts- und Privatkunden mit einem vollständig integrierten Kommunikationsdienstleistungspaket für Datenverkehr, Internet und Orts- und Fernverbindungen. Welche Folge eine Insolvenz für die Kunden tatsächlich hat, ist bisher noch nicht absehbar.

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