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Woody Allen zelebrierte in Wien den New Orleans Jazz

"Wenn ich mein Leben mit Jazz verdienen müsste, wäre ich schon tot", meinte der 72-jährige US-Regisseur Woody Allen einmal zu seinem mit Herzblut betriebenen Hobby, dem Jazz.

Damit irrt er, denn auch wenn man ihn in seiner Rolle als Klarinettist nicht eben als virtuos bezeichnen kann, sind seine Auftritte gemeinsam mit der New Orleans Jazz Band heiß begehrt. Auch gestern, Sonntag, sorgten Allen und Band in der Stadthalle F in Wien mit traditionellem Jazz für ein ausverkauftes Haus und Jubel. Allen brachte dabei nicht nur Klarinetten-Klänge mit, am Ende des Auftritts sang er unerwarteter Weise sogar ein paar Zeilen aus dem Song “I Ain’t Gonna Give Nobody None Of My Jellyroll” von Clarence Williams.

Doch unerwartet ist bei einem Auftritt der New Orleans Jazz Band eigentlich ohnehin alles – außer dem musikalischen Stil. Denn anstatt einer feststehenden Playlist schöpft man aus einem Repertoire von über 1.000 Songs, aus denen mehr oder weniger spontan gewählt wird, wie Posaunist Jerry Zigmont nach dem Konzert im Telefonat mit der APA erläutert. Das sorgte gestern für Abwechslung, aber auch dafür, dass Allen zwei oder dreimal mit einen Song konfrontiert war, der ihm wohl eher nicht frisch im Gedächtnis, sondern ein sehr alter Freund war, den man plötzlich wiedertrifft, ohne recht einordnen zu können, woher man ihn eigentlich kannte. “Doch auch mit einem alten Freund kann man eine Konversation führen”, meint Zigmont darauf angesprochen, dass bei einer derartigen Fülle an Songs nicht jeder zur Gänze im Gedächtnis verweilen kann.

Die New Orleans Jazz Band gastierte zum zweiten Mal seit elf Jahren in Wien, um Traditionals, Bluesnummern, Spirituals und anderes zu interpretieren. Der Stil aus New Orleans gilt als der klassische Jazz, und dass Allen diesen nicht nur als musikalische Zutat für seine Filme schätzt, weiß man spätestens, seit er 1978 den Oscar für “Der Stadtneurotiker” nicht persönlich entgegen nahm, weil montags doch sein regelmäßiger Auftritt in “Michael’s Pub” in Manhattan stattfand. Inzwischen werden die Oscars bereits am Sonntag vergeben und Allen spielt mit seinen Kumpanen rund um den eigentlichen Bandleader Eddy Davis im Cafe Carlyle in New York, wenn er nicht gerade tourt oder seiner eigentlichen Profession, dem Filmemachen, nachgeht.

Ohnehin ging es gestern um Interpretation und nicht um Perfektion – und eine “eigene Stimme” war in Allens Spiel durchaus hörbar. Stoisch sitzend, fast ein wenig abwesend und mit übereinandergeschlagenen Beinen war er natürlich der eigentliche Star des Abends und durfte als einer von drei Bläsern für die Melodien sorgen, für die eine tadellose Rhythmusgruppe den geeigneten Takt vorgab. Zwar war der Abend durch den doch sehr konservativen Stil fast ein wenig beschaulich, trotzdem war er auch so unterhaltsam, dass die fast zwei Stunden Spielzeit rasch vorüber waren.

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