Wollte Polizist eine Frau "hamdrah'n"?
Nicht immer verlaufen Begegnungen von Hundebesitzern glimpflich – häufiger gehen die Vierbeiner aufeinander los, manchmal aber auch die “Herrln”. So gerieten Anfang dieses Jahres ein Polizist und eine Frau, beide mit ihren Hunden unterwegs, im Wiener Rathauspark in Streit. Stunden nach der Auseinandersetzung klingelte in der Wohnung der Passantin das Telefon. Auf dem Anrufbeantworter war der Beamte zu hören, wild schimpfend und mit dem Satz: “I drah’ di ham!” Am Freitag, den 21.5., wurde der Mann im Wiener “Landl” rechtskräftig freigesprochen!
Staatsanwalt Kurt Jandesek hatte ihm einen Strafantrag wegen gefährlicher Drohung geschickt. Der beschuldigte Diensthundeführer stellte gleich zu Beginn der Verhandlung gegenüber Einzelrichter Kurt Fischer klar: “Es tut mir irrsinnig leid!” Begonnen hatte der Streit, als der Polizist die Frau aufforderte, ihren Hund doch an die Leine zu nehmen. Das Tier tollte nämlich verbotenerweise frei im Park herum. Doch die Besitzerin des Vierbeiners soll dem Wunsch nicht nachgekommen sein. Eine weitere Aufforderung folgte: Sie mußte dem Polizisten ihre persönlichen Daten mitteilen. Frau K. (53) erinnerte sich im Zeugenstand daran, daß der Uniformierte sie in “aggressivem Ton” angesprochen hat. Namen und Adresse will sie bekannt gegeben haben. Den Vornamen, den sie genannt hat, trage sie seit Jahren, es ist aber nicht jener Name, der auf ihrem Meldezettel steht. Der Polizist konnte, als er wenig später die Anzeige tippen wollte, die Frau daher nicht im Melderegister finden.Im Telefonbuch gelang ihm dies aber sofort. Er griff zum Hörer und wählte die Nummer. “Da hörte ich eine weibliche Stimme. Was ich dann von mir gegeben habe, habe ich eigentlich mehr zu einem Kollegen, der neben mir saß, gesagt. Ich habe nicht daran gedacht, daß da ein Band mitläuft”, schwor der Beschuldigte, der seit 15 Jahren in Polizeidiensten steht.
Richter Fischer griff umgehend zu einem neben ihm stehenden Kassetten-Recorder und spielte die inkriminierte Passage ab. “Ich hab’ nicht das Gefühl gehabt, daß es nur ein Scherz war”, versicherte Frau K. im Zeugenstand.
Der Polizist entschuldigte sich bei ihr noch während der Verhandlung. “Es war an diesem Tag a irre Belastung”, berichtete der Mann, der damals seit den frühen Morgenstunden Außendienst versehen hat und auch zu der Besetzung der griechischen Botschaft durch kurdische Demonstranten gerufen worden war. “Im Streß simma, wenn ma gewisse Berufe hat, immer. Wenn’s kane Schwierigkeiten aushalten, sind’s bei der Polizei halt falsch am Platz”, hielt ihm der Richter entgegen. Doch als ernstzunehmende Morddrohung wollte der Vorsitzende den Wutausbruch nicht werten und fällte deshalb einen Freispruch. (21.5.99)