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Wolfgang Schwarz als „Zeuge der Anklage“

Wolfgang Schwarz &copy APA
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In einer ungewohnten Rolle ist am Dienstag der Eiskunstlauf-Olympiasieger von 1968, Wolfgang Schwarz, im Straflandesgericht in Erscheinung getreten - Schwarz sagte gegen litauischen Mädchenhändler aus.

Wo man ihn im Dezember 2002 wegen Mädchenhandels zu eineinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt hatte und ihn vermutlich in wenigen Monaten wegen versuchter erpresserischer Entführung einer rumänischen Millionärstochter vor Geschworene stellen wird, gab Schwarz heute den „Zeugen der Anklage“.

Aus Automatengeschäft wurde Frauenhandel


Verhandelt wurde gegen einen 42-jährigen Litauer, mit dem Schwarz laut Anklage zunächst ins Automaten-Geschäft kommen wollte. Weil das offenbar nicht so recht klappte, soll er im Dezember 2001 dem Mann aus Kaunas 2.000 US-Dollar bezahlt haben, wofür ihm dieser eine junge Frau vorstellte. Mit ihr flog Schwarz dann nach Wien, wo er sie schnurstracks in ein Bordell brachte. Ähnliches geschah wenig später mit einer zweiten Litauerin, wobei in dieses Geschäft mehrere Männer involviert waren und Schwarz einen Zwischenstopp in Hannover einlegen musste.

Weil der angeklagte Litauer Stein und Bein schwor, mit Mädchenhandel nichts am Hut zu haben („Ich habe selber eine Tochter! Ich könnte das nicht machen!“), wurde Schwarz aus der Haft – er sitzt in der Justizanstalt Wien-Simmering derzeit seine Freiheitsstrafe ab – vorgeführt, um diese Angaben zu widerlegen. Der tief gefallene ehemalige Spitzen-Sportler zog es allerdings vor, seinen Auftritt nach seinen eigenen Vorstellungen zu gestalten. Er gab sich als heiterer, gut aufgelegter „Schmähbruder“.

Schwarz beliebte zu Scherzen…

„Ich habe ja auch das Gesetz verletzt. Aber das ist nicht so tragisch“, witzelte Schwarz einleitend. Im gegenständlichen Fall von Menschenhandel zu sprechen, sei im Grunde genommen völlig falsch:
„Das ist ja keine Mafia! Ich war ja nicht von Geburt an Mädchenhändler! Ich bin da rein gekommen.“

Sichtlich gut gelaunt ließ Schwarz seine Geschäftsreisen ins Baltikum Revue passieren: „Es ist ja eigentlich immer nur um die Automaten gegangen. Ich wollte mit Glücksspiel und Sportwetten auf den Markt. Es ist aber auch in besseren Kreisen üblich, dass man am Abend weggeht, was trinken geht, Mädchen kennen lernt. Das ist ja normal. Das gibt’s ja in jeder Kategorie im Geschäftsleben!“

“Auf Kniene angebettelt”

In Litauen würden die Nächte halt anders verlaufen, verriet Schwarz dem Staatsanwalt: „Sie können das nicht wissen! Sie sind wahrscheinlich seriös verheiratet. Aber fahren Sie mal hin und schauen Sie sich das an!“ Die Mädchen, die man dort kennen lerne, werde man schwer wieder los: „Man geht ins Hotel, man schläft mit ihnen, und die hat nix anderes im Kopf, als dass sie dich auf Knien anbettelt, dass du sie mitnimmst, weil sie ins Ausland und irgend einen Job will. Da ist von einer Gewalt, einer Täuschung überhaupt nicht die Rede.“

Nachdem Schwarz seine Ausführungen beendet hatte, wurde sein ehemaliger Geschäftspartner wegen Menschenhandels zu einem Jahr Haft verurteilt, wovon ihm der Schöffensenat (Vorsitz: Martina Krainz) acht Monate bedingt nachsah. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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