Wolfgang P.: Ein unauffälliges Leben
Allerdings: Wolfgang Priklopil scheint hier ein Unbekannter zu sein – beim Bäcker, beim Fleischhauer, beim Pizza-Zusteller, der selbst in der Siedlung wohnt, im nahe gelegenen Gasthaus…
„Vom Foto her kommt er uns vage bekannt vor“, heißt es in der Apotheke. Aber einen konkreten Eindruck des fallweisen Kunden hat man auch hier nicht. An den beiden nächstgelegenen Tankstellen an der B8 ist Wolfgang Priklopil – trotz seines teuren, PS-starken BMW – kein Begriff. „Eine Kundschaft hat erzählt, er soll manchmal in ein Heurigenlokal gegangen sein“, weiß der Tankwart. Einzig in einem Autozubehörmarkt dürfte der 44-Jährige öfter eingekauft haben, bestätigt ein Angestellter: Einfach ein „normaler, unauffälliger“ Kunde.
Nach Motto „Gemma schauen“ kommen im Lauf des Tages mehr Radfahrer und Spaziergänger als sonst üblich in die Heinestraße, halten vor der Absperrung und mutmaßen über Motive. Mancher fragt sich auch, ob man heutzutage zu oft aus Desinteresse „einfach wegschaut“ – allerdings: Würde man jeden „vernadern“, der seltsam ausschaut, hätte die Polizei viel zu tun, meint ein Vorbeikommender. Aber auch politische Trittbrettfahrer nutzten die Situation: An den Pkw-Fensterscheiben der Journalisten fanden sich Flugzettel, in denen die NÖ Betriebsansiedlungspolitik in Zusammenhang mit Umweltsünden angeprangert wurde. „Mutige“ Journalisten seien aufgefordert, einem derartigen „Skandal“ ganz in der Nähe nachzuspüren.